Die Juden im Weltkriege


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Title: Die Juden Im Weltkriege
Author: Felix A. Theilhaber
Release Date: May 28, 2014 [EBook #45808]
Language: German
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*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE JUDEN IM WELTKRIEGE ***




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                               DIE JUDEN
                             IM WELTKRIEGE


                   *Mit besonderer Beruecksichtigung*
                  *der Verhaeltnisse fuer Deutschland*

                                  Von

                        *_Felix A. Theilhaber_*




                                  1916



                WELTVERLAG  BERLIN, UNTER DEN LINDEN 56








                               * Inhalt.*


   ------------------------------------------------------------------
   Vorwort                                                Seite    5
   Einleitung                                                      7

   Der Krieg und die Juden                                        13
        Die Stellung der deutschen Juden vor dem Kriege           13
        Die Juden im Kriege                                       28
   Juden im Ausland                                               36
   Die Lehren des Krieges                                         44
   Das Problem der Ostjuden                                       48

   Schluss                                                        58
   ------------------------------------------------------------------









                              * Vorwort.*


Die folgenden Ausfuehrungen verdanken ihr Entstehen freien Stunden an
der Front in Kurland, wo ich dem unendlichen Leid der Ostjuden auf
Schritt und Tritt begegnete, einer unterdrueckten Menschenmasse, die
menschlich unser Interesse verdient, aber auch sprachlich, da sie den
Deutschen darin noch naeher steht als die Vlamen.

Vor allem gilt die Schrift den Beziehungen der deutschen Juden zu ihrer
Umgebung. Die Verhetzung, welche vor dem Krieg das Volk bald gegen
Sozialdemokraten, Agrarier und Zentrumsanhaenger trieb, fehlte nicht
gegenueber den Juden. Aber jeder wirtschaftliche Hass, jede
chauvinistische nationale Abneigung wirkt auf die Dauer unfruchtbar und
schaedlich.

                            *      *      *

Damit die gegenseitige Achtung auch nach dem Kriege fortdauere und
innerlich begruendet wird, habe ich dargelegt, dass das Wort eines
grossen Denkers nicht zu Unrecht besteht: "Jedes Land hat die Juden, die
es verdient".

"Wer die Luft, die ich atme, den Boden, auf dem ich stehe und in dem
meine Eltern bestattet sind, mir nehmen will, ist mein Moerder . . ."


So ungefaehr wandte sich vor fuenfzig Jahren Gabriel Riesser an seine
Widersacher. Moege uns, wenn wir in die Heimat zurueckkehren sollten,
diese Sprache in alle Zukunft erspart bleiben.

Moege mein Wort der Verstaendigung, der Aufklaerung und dem Frieden
dienen!

    Herbst 1915.

                                              *Felix A. Theilhaber.*








                             * Einleitung.*


Die "Hilfe" vom 2. September 1915 bringt einen Artikel _"Der Krieg und
die russischen Juden" von Paul Barth_. Seine Worte moegen meine
Auseinandersetzung ueber das Problem "Judentum und Deutschtum"
einleiten. Paul Barth schreibt:

"Was aber lauter als alles andere zum Himmel schreit, das sind die
Massenverbrechen, die die russische Militaer- und Zivilbuerokratie
tagtaeglich an den "lieben Juden" des Zaren veruebt. Wohin das russische
Heer kommt, da ist die erste kriegerische Leistung, dass die Juden
ausgewiesen werden. Im Februar dieses Jahres erliess der "Allgemeine
Juedische Arbeiterbund Litauens, Polens und Russlands" einen Aufruf an
"die Kulturwelt", der einigermassen veranschaulichte, welches Meer von
Leiden hinter dem Worte "ausgewiesen" steckt. Mit einer Frist von
vierundzwanzig, oft bloss von acht Stunden, hinausgetrieben in die Nacht
und die Kaelte des russischen Winters, alle, auch Greise, Frauen und
Kinder; ohne Ziel, ohne Schutz in ein fast feindlich gesinntes Land;
rechtlos schon im Frieden, jetzt rechtloser denn je. Unsere Ostpreussen
sind gewiss tief zu beklagen, aber sie zogen doch in ein freundlich
gesinntes Land. Hunderttausend ausgewiesene Juden sammelten sich damals
hilflos in Warschau an, sehr viele, besonders Kinder, starben auf der
Landstrasse. Wie gluecklich verhaeltnismaessig diejenigen, die ein Kosak
erstochen hatte! Denn das ist nach jenem Aufruf ein regelmaessiger Sport
der Kosaken, der unbestraft bleibt. Der Roemer Seneca ereiferte sich
darueber, dass ein Mensch, der Gladiator, "zum Spiele und Scherze
getoetet wird". Der Gladiator jedoch konnte sich wehren, er war
bewaffnet, das Ganze war ein Kampf zweier geuebter Fechter. Der arme
russische Jude aber kann sich nicht wehren.

Und ich fuerchte, das ist erst der Anfang. Allerdings ein sehr grosser
Anfang. Denn Mitte Mai wurden die Gouvernements Kurland, Kowno und ein
Teil von Suwalki von 280000, also mehr als einer Viertelmillion Juden
"evakuiert", wie der russische technische Ausdruck lautet. Neuerdings
wurde eine Million Juden aus den Gouvernements Wilna, Grodno und
Warschau vertrieben, d. h. wirtschaftlich vernichtet. Das tut die
russische Regierung. Was wird erst geschehen, wenn die russische
"Volksseele", besonders die der "echt russischen Leute", unruhig wird!
Und sie wird aufkochen, wenn Russland weitere Niederlagen erleidet, und
sich in "Pogromen" Luft machen, genau so, wie es 1905 und 1906 geschah.
Was damals in Kertsch, Bialystok und vielen anderen Staedten vorging,
das wird sich in ganz Russland wiederholen und wahrscheinlich mit viel
groesserer Heftigkeit. Und die Polizei wird, wie damals, teils
wohlwollend zusehen, teils wohlwollend helfen. Damals war es
schliesslich die erste, sehr liberale Duma, unter einem viel besseren
Stimmrecht als dem jetzigen gewaehlt, die den Greueln ein Ende machte.
Aber die Duma, die jetzt zusammengetreten ist, wird fuer solche inneren
Fragen keine Zeit haben.

Was tun nun dabei die Juden der uebrigen Welt, ausserhalb Russlands? Im
allgemeinen nichts, -- was ueberraschend, vielleicht auch ein
bedauerliches Symptom ist. Wie sehr sie auch die Kultur des Landes
angenommen haben, in dem sie wohnen, sie hegen doch alle die gleiche
Pietaet fuer ihre Vergangenheit, die sie als starkes Band mit ihren
russischen Stammesgenossen vereinigt. Die deutschen Juden freilich sind
entschuldigt, sie _koennen_ nichts tun. Jeder oeffentliche Schritt
ihrerseits wuerde den russischen Juden bloss schaden. Diese wuerden
daraufhin noch mehr verdaechtigt werden, ueber die Grenze hinaus nach
dem Landesfeinde zu schielen. In den Laendern des Vierverbandes sehen
wir nur eins: ueberall sind Juden unter den Kriegshetzern, gegen die
Zentralmaechte, also fuer den Zarismus. In Frankreich sind sehr viele
Juden in den hoechsten Stellen, die bestaendig ihre Liebe zum Zarismus
betaetigen. In England haben die Juden viel Einfluss in der hoechsten
Aristokratie, die ganz besonders in der Hoffnung auf "die Dampfwalze"
schwelgte. Lord Rosebery, einer der einflussreichsten Aristokraten, ist
ja Schwiegersohn des Barons Meyer Rothschild.

In Italien finden wir unter den wildesten Kriegshetzern juedische Namen.
Herr Nathan, der Buergermeister von Rom, hielt im Dezember 1914 als
Freimaurer, als frueherer Grossmeister der Logen des Grossorients, im
Theater Constanzi in Rom eine schwungvolle Rede, in der er zum Kriege
fuer den Dreiverband, also fuer den Zaren, aufrief. Zwei bekannte
italienische Politiker juedischer Herkunft, Barzilai und Luzzatti,
trieben ebenfalls zum Kriege.

Aber was tun die Juden in den neutralen Laendern? Der einzige, der sich
auf seine Herkunft und seine Gewissenspflicht besinnt, scheint Georg
Brandes in Kopenhagen, wie sein Briefwechsel mit Clemenceau bewies.
Andere sind auf seiten des Vierverbandes. Die rumaenische Zeitung
"Adeverul" (Wahrheit), die taeglich gegen die Zentralmaechte, also fuer
Russland agitiert, war bis vor kurzem und ist wohl noch in juedischen
Haenden. Die uebrigen tun gar nichts, nicht einmal die Sozialisten unter
den Neutralen. Vor kurzem meldete Reuter aus Neuyork, Samuel Gompers,
der Vorsitzende der American Federation of Labour, zweifellos juedischer
Herkunft, habe auf eine Einladung zu einer Versammlung, die gegen die
amerikanische Kriegsbedarfsausfuhr protestieren wollte, durchaus
ablehnend geantwortet. Dunkel ist zwar die Begruendung seiner Ablehnung:
"es gebe schrecklichere Dinge als den Krieg, naemlich des Geburtsrechts
(d. h. wohl des angeborenen Rechts), der Freiheit und der Gerechtigkeit
beraubt zu sein". Dies alles sind ja die Leiden der russischen Juden;
aber Gompers lehnt ab, gegen die Unterstuetzung ihrer Unterdruecker zu
protestieren.

Wenn nun die Juden selbst so gaenzlich passiv sind, so muessen wir
_Nichtjuden_ uns regen und sie aus ihrer Resignation aufruetteln. Ich
moechte nochmals betonen, dass die Verfolgungen erst anfangen. Je weiter
die verbuendeten Heere vorruecken, desto groesser die Gefahr neuer
Wutausbrueche. Und schon, wie berichtet wird, sind die Juden teilweise
konzentriert in besondere Lager -- sehr bequem fuer die Verfolger. Das
Volk wird einen Suendenbock suchen, auf den es die Schuld der
Niederlagen abwaelze. Es wird die Regierung schuldig finden, aber es
kann wieder einen Minister geben, wie denjenigen, der im Oktober
1905 -- nach juedischen Quellen -- sagte: "Wir werden die Revolution im
Blute der Juden ersticken." Es folgten darauf die furchtbaren, zehn Tage
dauernden Oktobermorde. Tausend Juden wurden erschlagen, achttausend
wurden zu Krueppeln. Werte im Betrage von 180 Millionen Mark wurden
vernichtet, 300000 Juden flohen ins Ausland. (Vergl. "Allgemeine Zeitung
des Judentums", 1910, S. 577.)

Die deutschen Juden koennen, wie gesagt, unmittelbar nichts tun, aber
mittelbar sehr viel. Sie koennen die Juden der _nordamerikanischen_
Union aufrufen, die fuer russische Angelegenheiten doch sonst Interesse
zeigen. Als der Beilisprozess schwebte, haben diese beim russischen
Gesandten in Petersburg dagegen protestiert und spaeter dem zwar
freigesprochenen, aber sehr geschaedigten und gequaelten Beilis eine
Farm geschenkt. Jetzt steht mehr als ein Menschenleben auf dem Spiele.
Was dem einen Beilis recht war, ist allen russischen Juden billig. Die
amerikanischen Juden muessten laut und energisch ihre Stimme erheben
fuer ihre niedergetretenen russischen Stammesgenossen, taeglich, so oft
als moeglich, in den Zeitungen, in allgemeinen Versammlungen der Juden
und der Christen. Wenn erst die russische Regierung weiss, dass man ihr
Treiben beobachtet, wird sie doch vielleicht stutzig werden und das
Schlimmste unterlassen, sie wird wenigstens nicht die Polizei zur
schweigenden Duldung der Morde und der Diebstaehle anhalten, sondern
notgedrungen den Befehl zur Aufrechterhaltung der Ordnung geben muessen.
Nordamerika ist ja der kuenftige Geldmarkt fuer Russland, der einzige,
wo es einst Anleihen machen kann. Denn alle europaeischen Staaten werden
nach dem Kriege selbst zu viel Schulden haben, um anderen leihen zu
koennen. Die Juden der Union aber sind eine starke Kapitalmacht,
besonders im Westen. Sie haben -- nach W. Sombart -- eine herrschende
oder wenigstens wichtige Stellung im Getreidehandel, im Tabakhandel und
im Baumwollhandel. Auf allen drei Gebieten koennen sie den Russen
schaden. Vor allem aber koennen sie jede russische Anleihe erschweren,
vielleicht unmoeglich machen. Damit muessten sie drohen. Darauf wird
selbst die zarische Regierung hoeren.

Und wenn die Proteste und Drohungen nichts helfen, so werden sie doch
wenigstens Zeugnis ablegen, dass in der allgemeinen sittlichen
Verwilderung es noch Menschen gegeben hat, die die Unmenschlichkeiten
der zarischen Regierung als solche zu brandmarken gewagt haben.

Wenn aber gar nichts geschieht, dann wird ganz gewiss sich das alte
Sprichwort bewaehren: "Wenn die Menschen schweigen, so reden die
Steine", freilich in diesem Falle nur die Steine des Pogroms, die auf
unschuldige, wehrlose Opfer fallen werden."

                            *      *      *

Wenn Barth sich auf die Einwirkung der amerikanischen Juden verlaesst,
so fuerchte ich, gibt er uns einen Wechsel auf die Zukunft. Die
amerikanischen Juden sind noch nicht genuegend organisiert, z. T. auch
als Vollblutyankees zu sehr auf Seiten der Entente.

Ich glaube und werde es zu beweisen versuchen, dass Deutschland allen
Grund hat, jede antisemitische Regung abzustreifen, den Juden im Inland
die Gerechtigkeit, die ihrer treuen Staatsbuergerschaft gebuehrt,
widerfahren zu lassen, den Juden in eroberten Gebieten jede Autonomie zu
gewaehren und den Auswandernden im Orient allen Vorschub fuer eine
grosszuegige Kolonisation zu leisten.

Doch damit komme ich schon zur Voraussetzung jeder Politik gegenueber
den Juden: die Bewertung derselben als zuverlaessige und faehige
Staatsbuerger gegenueber ihren Heimatslaendern, und nicht zum mindesten
in Deutschland!








                      * Der Krieg und die Juden.*


Der grosse Krieg hat infolge des grandiosen Kaiserwortes "Ich kenne
keine Parteien mehr" den antisemitischen Angriffen und Uebergriffen
vorlaeufig den Grund und Boden entzogen. Trotzdem will das Judenproblem
keineswegs von der Bildflaeche verschwinden. Im Gegenteil. Der Einmarsch
der deutschen Truppen in die polnischen und russischen Gebiete hat mit
einem Schlage die innerpolitische Unhaltbarkeit des Schicksals, der
nahezu sieben Millionen starken juedischen Bevoelkerung Russlands der
ganzen Kulturwelt aufgetan. Man wird nicht leugnen koennen, dass das
juedische Problem beim Friedensschlusse sowohl von grossem
internationalem Belang sein wird, als auch von hervorragender Bedeutung
fuer die _deutsche Politik_.



           *Die Stellung der deutschen Juden vor dem Krieg.*


Die Judenfrage ist fuer Deutschland praktisch so wichtig, dass es sich
gewiss verlohnt, darauf einzugehen. Pruefen wir zunaechst einmal die
Stellung der Juden Deutschlands und ihren Einfluss in diesem Lande.

Die Mitte des verflossenen Jahrhunderts hat nicht nur einen voelligen
Umsturz aller inner- und aussen_politischen_ Verhaeltnisse Deutschlands
bedingt; die breiten Volksmassen erschuetterte ein _sozialer_ Umschwung.
Aus einem rein agrarischen Staate wuchs in wenigen Jahrzehnten eine
gigantische Industrie heraus, welcher bald ein weltenumspannender Handel
die Wege bahnte. Die Technik feierte rascher ihre Triumphe, als die
Regierungsfuersorge und die von Organisationen getragene Selbsthilfe der
Interessengruppen sich auf die Neukonstellationen einstellen konnten.
Dadurch gerieten die Arbeiter stellenweise in die Gefahr, materiell und
physisch ausgenutzt zu werden. Auf dem Lande hatte sich einst ein
aehnlicher Prozess, wodurch sich Latifundien bildeten, im Laufe der
Jahrhunderte entwickelt. Die industriellen und kommerziellen
Grossunternehmungen aber kamen ueber Nacht. Erbarmungslos rang das
Grosskapital den Stand der kleinen Leute nieder. Dieser oekonomische
Werdegang ging nicht ohne Gewalttat, ohne Haerten ab, die den Traegern
den Hass des in seiner Existenz erschuetterten dritten Standes eintragen
mussten.

Die Sozialdemokratie als die Zusammenfassung der Proletarier ist das
naturnotwendige Produkt dieser Entwicklung. Der Antisemitismus ist die
Konsequenz des Prozesses insofern, als sich diese Bewegung gegen die
sichtbarsten Traeger, gegen die Klasse von Menschen wandte, welche am
geschicktesten die Macht des Kapitals auszunutzen wussten. Die erste
Partei ist ein Versuch, der _Sache_ selbst entgegenzutreten, die
letztere kaempft gegen _Personen_, die nebenbei in ihrer religioesen und
rassigen Eigenart eine gute Zielscheibe boten.

Uns interessiert hier nicht, wie die Auswuechse des Kapitalismus oder
der Kapitalismus selbst zu bekaempfen ist. Wir wollen nur der Frage
naehertreten, wie der Antisemitismus des weiteren zu erklaeren ist,
welches die Bedeutung der deutschen Judenheit gewesen ist, und ob wir
anlaesslich des Krieges den Juden einen mehr oder minder guenstigen
Einfluss auf die Wirtschaftsgestaltung Deutschlands einraeumen koennen,
um dann spaeter auf den Einfluss der deutschen Juden und ueberhaupt auf
den Krieg eingehen zu koennen.

Bis in die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts stroemte ein gut
Teil der juedischen Jugend Deutschlands nach den Vereinigten Staaten von
Amerika, Suedafrika, England, Frankreich etc. Teilweise war ihnen die
volle Gewerbefreiheit (wie z. B. in Bayern bis 1864) vorenthalten
gewesen. Die siebziger Jahre, die beruehmten Gruenderzeiten, bringen
eine Hochflut von aus den Doerfern in die Staedte stroemenden Juden. Die
juedischen jungen Leute wandern nicht mehr in die Fremde, sondern wenden
sich dem deutschen Handel, der Industrie, den akademischen Berufen, und
vor allem den Grossstaedten zu. Das seit Jahrhunderten betaetigte Wohnen
in den Staedten, bedingt durch Eigenart, aber auch durch das
mittelalterliche Gesetz, das bis ins XIX. Jahrhundert hinein Geltung
hatte, laesst sie allmaehlich in die groesseren Staedte abwandern, wo
die Verdienstmoeglichkeiten sich stetig vergroessern. Dazu traegt auch
die antisemitische Ostmarkenpolitik bei, welche die Juden aus den
Provinzen Posen, Ost- und Westpreussen vertreibt. Der Druck der
Hakatisten, der wirtschaftliche und gesellschaftliche Boykott der
evangelischen Deutschen den Juden im Osten gegenueber, laesst ihre
Stellung zwischen Deutschtum und Polentum unhaltbar werden. Dazu kommen
elementare Ausbrueche der von den Antisemiten bearbeiteten
Volksschichten. Der "Ritualmord von Konitz" ist eins dieser
bezeichnenden Ereignisse. Fluchtartig verlaesst der Jude diese Staedte,
deren Charakter durch seine Anwesenheit noch ein deutscher war, und
ueberlaesst den Platz den Polen.


Die neueren Schriften ueber das Ostmarkenproblem geben saemtlich zu,
dass die durch die staatliche und gesellschaftliche antisemitische
Politik bedingte Vertreibung der Ostmarkenjuden ein bedeutsamer
Missgriff war, der sich nach drei Seiten bemerkbar machte:

1. Fuer die Entwicklung dieser Staedte, die durch den Verlust von
Menschen, von Kapital und von unternehmungslustigen und faehigen
Elementen gehemmt wurde.

2. Fuer die deutsche Sache. Der Wegzug von ca. 150 bis 200000 Juden aus
den bedrohten Provinzen hat die deutsche Sache um so viel Anhaenger
aermer gemacht.

3. Fuer den Staat. Der Jude der Ostmark (wie ueberhaupt in ganz
Deutschland) war ein zuverlaessiger Staatsbuerger, auf den in jeder Zeit
gerechnet werden konnte.

Organisationen ueber Organisationen erwuchsen aus dem reichen Boden der
Gebiete rechts der Elbe. Deutsche und polnische Kleinbauern-Genossen-
schaften, Vereine der Gutsbesitzer und Gross-Eigentuemer, die zugleich
die Zucker- und Spiritusfabrikation besassen, politische Organisationen
beider Sprachengemeinschaften, alle aber mit leicht antisemitischen
Tendenzen, die durch den in Berlin geborenen Antisemitismus erst voll
und ganz durchtraenkt werden sollten. Was dagegen der Jude an
Organisation entgegenstellte, war kaum der Rede wert. Er organisierte
sich nicht wirtschaftlich, sondern verzichtete darauf, sich in einen
Kampf einzulassen, in dem ausser Regierung und Verwaltung auch die
breite Masse des Volkes gegen ihn Stellung nahm, und verschwand in die
Grossstadt, wo er untertauchen konnte.[1]

  [1] Die oft zitierten juedischen Vereine haben keinen
      wirtschaftlichen, sondern einen humanitaeren Charakter.

Dadurch ist die unnatuerliche ploetzliche Ueberschwemmung der
Hauptstaedte mit Juden bedingt worden. Nicht nur die Jungen und Faehigen
kamen; viele, die sich nicht mehr anzupassen wussten, schwemmte die Flut
herein. Aeltere Menschen, die ueberall anstiessen, weil sie in dem neuen
Beruf nicht mehr von der Pike auf dienen konnten. Neben einer grossen
Menge von Begabten und Energischen auch "Luftmenschen", Bassermann'sche
Gestalten, labile Charaktere. Aber was das junge Blut anlangt, so kann
man leicht zeigen, dass es Deutschland zum Segen gereichte. Deutschland
ist der grosse, kraeftige und reiche Staat in hohem Masse auch durch die
Mitarbeit der _Juden_ geworden.

Bekannt ist deren Mitwirken an der finanziellen Entwicklung. Die
Finanzgroessen, die die deutsche _Geldwirtschaft_ und die Grossbanken
schufen, waren zum grossen Teil Juden. Das Erstarken unserer
finanziellen Kraft liegt in der gluecklichen Ausgestaltung unserer
Finanzinstitute. Die Banken sind nach Sombart eine juedische Erfindung.
Die Barone Oppenheim sind die Gruender der ersten, der Darmstaedter
Bank. Neben den Rothschild's ragen als Eisenbahnkoenige einige juedische
Haeuser wie die in Bayern nobilitierten Eichthal und die spaeter in
Preussen geadelten Fould's, spaeter Dr. Strousberg und der Baron Hirsch
hervor. Das Bankhaus Mendelsohn hat heute noch seine nahen Beziehungen
zu den massgebenden Stellen des Reiches, und der Chef der Firma
Bleichroeder ist der Oeffentlichkeit populaer geworden, weil er Bismarck
zu der hohen franzoesischen Kriegsentschaedigung von 5 Milliarden in
Gold zu bewegen wusste. Auch die modernen Finanzgroessen, die Leiter
unserer wichtigsten Institute, zaehlen Juden an erster Stelle auf. Wir
erinnern an die von Cohn, von Wassermann, Fuerstenberg, Speyer-Ellissen,
von Schwabach, Goldberger . . .

Die Arnold, Berliner und Deutsch sind Namen, welche in der neudeutschen
Wirtschaftsgeschichte einen guten Klang besitzen. Hagen-Koeln (frueher
Levy geheissen) war wohl einer der Maenner, welcher in dem Aufsichtsrat
der groessten deutschen Gesellschaften den maechtigsten Einfluss
besessen hat.

Juden haben in Hamburg die _Strumpfindustrie_, in Fuerth das
_Spiegelglas_, im posenschen die _Schnapsbrennerei_ grossgemacht. Wir
treffen sie auch als Grossindustrielle in der _Seiden_fabrikation.

Neben unseren vortrefflichen Geldinstituten haben uns vor allem unsere
grosszuegigen Wollfirmen die Kriegfuehrung erleichtert. Der deutsche
_Woll- und Baumwollmarkt_ ist von Juden geschaffen und auf die Hoehe
gebracht worden, die er heute einnimmt, wie wohl kein Kenner der
Verhaeltnisse bestreiten wird. Unter den vielen Tuechtigen verdienen
hier die Gebrueder Simon namentliche Erwaehnung.

An den grandiosen Woll- und Baumwollhandel konnten sich die zahlreichen,
vielfach juedischen, Textilfabriken anlehnen. Die bluehende deutsche
_Konfektion_ ist quasi eine juedische Domaene.

Daneben erinnere ich an den Leipziger _Rauch_markt. Wer die beruehmte
Pelzmesse kennt, weiss, dass juedischer Fleiss und Erwerbsfreudigkeit
hierin Deutschland eine erste Stelle in der Welt schuf. Die grossen
"_Felljuden_", welche unsere Lederindustrie mit ausbauten (z. B.
Adler-Oppenheimer), und die _Stiefelkoenige_ sind bekannt.

Den Neid aller Voelker, den Stolz Deutschlands bedingte unsere so rasch,
fast ueber Nacht zu grandioser Groesse entwickelte _Handelsflotte_, die
auch in Kriegszeiten dem Reiche ihre Dienste leiht. Der Schaffer der
Hamburg-Amerika-Linie aber ist der viel genannte _Ballin_. Seine
Bedeutung fuer die Entwicklung Deutschlands wird einst die Geschichte zu
wuerdigen haben.

Der Vater der _elektrochemischen_ Industrie war der juengst verstorbene
Rathenau, der Schoepfer der A.E.G. Sombart behauptet, dass auch die
Siemens und Halske-Werke erst den Wettkampf um die Vormachtstellung der
deutschen Industrie in aller Welt aufnehmen konnten, als der juedische
Direktor Berliner an leitende Stellung trat. Aber nicht nur in
friedlichen Zeiten bedang die A.E.G. Deutschlands Ruhm und Groesse. In
unserm Kriege haben sie Bedeutendes geleistet, wenn es jetzt auch noch
nicht Zeit ist, darauf naeher einzugehen.

Viel geschmaeht worden ist die Arbeit der Juden auf dem Gebiete der
_Waffen-_ und _Munitionsfabriken_. Wie vereinzelte Sozialdemokraten die
Wichtigkeit der Kruppwerke und ihre vaterlaendische Rolle missverstanden
und vor der breitesten Oeffentlichkeit verunglimpften, so wusste
seinerzeit Ahlwardt den grossen _Loewe_konzern zu verdaechtigen. Aber
die "Juden"flinten, die Maschinengewehre und alle die Waffen, welche
unsere Heeresleitung von diesen Unternehmungen beziehen konnte, waren
letzten Endes nicht bedeutungslos. Der Nur-als-Kraemer und Schacherer
verschriene Jude hat dem Reich zu Kriegsbeginn wertvolle Staetten zur
Verfuegung stellen koennen: Angefangen von dem reich ueberfuellten
Wollmarkt, von den Handelsschiffen, welche die Flotte stuetzten, bis zu
den Fabriken, die direkt oder indirekt dem Heere alle Mittel moderner
Kriegsfuehrung lieferten.

Wenn wir an die treue Mitarbeit juedischer Firmen in der
_Maschinentechnik_ anknuepfen, dann duerfen wir als deutsche
Unternehmungen von Weltgeltung herausgreifen die _Orenstein und Koppel_
A.G., (Kleinbahn- und Baggerfabrikanten), die Mannheimer _Ladenburgs_,
die Nuernberger _Bings_. Selbst Erzschuerfungen (Hirsch und
Beer-Sondheimer-Kupfer) werden von ihnen inauguriert. Caesar Wollheim,
v. Friedlaender-Fould sind in 'Kohle' bekannt. Neben der Wichtigkeit des
Materials und der Arbeitsstaetten ist es Geheimrat Haber, der durch die
kuenstliche Gewinnung des Stickstoffes erst die ganze deutsche
Munitionserzeugung gewaehrleistete, und der (nach Davis Trietschs
Broschuere, "Juden und Deutsche: Eine Sprach- und Interessen-
gemeinschaft"[2]) juedischen Eltern entstammt. Auf solche Koepfe kann
die deutsche _chemische_ Wissenschaft stolz sein. Wie ja ueberhaupt die
chemische Industrie Deutschlands Groesse in der Welt mitgeschaffen hat.
(Es sei u. a. auch des juedischen chemischen Industriellen _Gans_
gedacht, dessen Sohn uebrigens auf dem Gebiete der Luftschiffahrt und
der Ballontechnik Bedeutung hat.)

  [2] Verlag R. Loewit, Wien 1915.

Auch sonst waere noch viel aufzufuehren. Wir koennten manches ueber
andere Wirtschaftskomplexe hier anfuegen, so vom Tabakmarkt, von dem
Sombart behauptet, dass Juden die Tabakindustrie in Deutschland
einfuehrten. Ebenso wie in der modernen Zigarren- und
Zigarettenfabrikation halten Juden den Wettbewerb als Uhren-, Sekt- und
Schokolade-Fabrikanten und als Getreideimporteure usw. usw.

Wir wollen nicht ermueden. Die Reichtuemer, die einzelne Juden sich
erwarben, waren nicht unverdient. Sie sind bedingt dadurch, dass
Deutschlands Handel und Wandel zu der Groesse gefuehrt wurde, die den
Neid der fremden Voelker erregte, aber damit auch unserem Lande die
Moeglichkeit gab, auch auf dem wirtschaftlichen Felde den allgewaltigen
Kampf gegen die Unmenge von Feinden so siegreich zu bestehen.

Auf dem Zeitungsgebiet zeigten die _Mosse_, _Ullstein_, _Sonnemann_
(Frankfurter Zeitung) ihre Tatkraft und schufen, trotzdem ihre Blaetter
als "verjudet" verschrien wurden, gewaltige Betriebe. _S. Fischer_ ist
der bedeutendste literarische Verleger, _Reinhardt_, der
_Buehnentechniker_, welcher dem modernen Theater reiche Impulse verlieh,
ist gleichfalls Jude. Als _Antiquitaetenhaendler_, _Numismatiker_, als
_Sammler_ jeder Art haben die Juden den deutschen Ruf in der Welt
mitbegruendet.

Besonders stark angefeindet wurden sie in der Wissenschaft. Um auf
diesem Gebiete ihr Koennen einigermassen zu belegen, muessten wir allein
ein dickes Buch schreiben. Aber ein paar Beispiele duerfen wir wohl
geben. So ist in der Medizin die Lehre der _sexuellen Krankheiten_ durch
drei Juden -- _Neisser_, _Ehrlich_, _Wassermann_ -- in grandioser Weise
gefoerdert worden. Neisser, der Entdecker des Gonokokkus, Wassermann,
der feinsinnige Schaffer des luetischen Blutnachweises, und Ehrlich,
welcher eine moderne Waffe gegen die Syphilis schmiedete. Die _Juristen_
sprechen von den Begruendern der deutschen Rechtswissenschaft, von
_Staub_ und _Dernburg_ mit all der Hochachtung, die man diesen kaum
vorenthalten duerfte. Die _Sprachwissenschaften_ (die _deutsche_ z. B.
vertreten durch _Mauthner_) schaetzen die juedische Mitarbeit;
_Statistik_, _Nationaloekonomie_, _Chemie_[3] sind wie _Literatur_,
_Musik_ und andere kulturelle Gebiete durch deutsche Juden befruchtet
worden. Auf _Schachturnieren_ (Lasker, Steinitz, Zuckertort, Tarrasch),
aber auch auf den olympischen Spielen, am Turf und auf gefahrvollen
Expeditionen bewaehrten sich Juden. _Emin Pascha_ hiess einst Schnitzer,
ein bedeutender Arabien-Forscher war _Glaser_, als einer der ersten
wirkte in deutschen westafrikanischen Schutzgebieten und erlag dort der
Malaria: Dr. _Kaiser_. . . .

  [3] Der letzte Nobelpreis fuer Chemie fiel nach Deutschland. Sein
      Traeger wurde eine allgemein anerkannte chemische Autoritaet; der
      Nachfolger Bayers in Muenchen, der Vorstand des dortigen
      staatlichen Laboratoriums, Geh. Rat Professor Willstaetter.


Die antisemitische Bewegung, die vor dreissig Jahren gegen die Juden
entstand, ist dadurch erklaerlich, dass von den vielen hervorragenden
Verdiensten deutscher Juden viel zu wenig bekannt wurde.

Die politische Geschichte uebergeht die Abstammung des ersten deutschen
Reichstagspraesidenten von Simson, der seinem Koenige mehrfach die
Kaiserkrone antrug. Das damals als Musterlaendle gepriesene Baden hatte
einen nicht einmal getauften Finanzminister: Ellinger.

Das waren einzelne Personen, die ihr Bestes fuer das Werden des Reiches
einsetzten. Schon in den 40er Jahren waren es juedische Dichter in der
Sturm- und Drangperiode, welche fuer Einheit und Fortschritt eintraten.
Berthold Auerbach und Andere, deren Namen heute vergessen sind, mussten
wegen ihrer Zugehoerigkeit zu alldeutschen Burschenschaften hinter
Kerkermauern dafuer buessen, dass sie fuer ein geeintes Deutschland
agitierten.

Bedeutender zeigt sich aber die Mitwirkung juedischer Elemente bei der
Ausgestaltung des deutschen _politischen_ Lebens. Kein Volk der Welt hat
ein so gut fundamentiertes Parlament, in dem so ueberzeugungstreue
Parteien sitzen, die nicht nach Laune, nach persoenlichen Vorteilen
stimmen, sondern die -- oft viel zu sehr -- nach theoretischen
Ueberlegungen und prinzipiellen Anschauungen den Fragen naehertreten.
Kein Abgeordnetenhaus hat sozialer und menschlicher gearbeitet. An ihren
Fruechten kann man am besten nicht nur die Baeume, sondern auch die
Parlamente erkennen. Unsere _konservative_ Partei feiert als einen ihrer
Mitbegruender Stahl; Lasker und Bamberger schufen die _liberale_ Partei;
Marx und Lassalle standen an der Wiege der _Sozialdemokratie_, die in
Singer, Haase, Bernstein und Frank mit ihre besten Fuehrer fand.

Da wir noch keine Abhandlung ueber die juedische Mitarbeit an der
Entwicklung Deutschlands in der neuesten Zeit besitzen, so war es wohl
nicht unangebracht, sie mit einigen Beispielen zu belegen. Aehnlich wie
_Deutschland_ in der _Welt_, so machten sich die _Juden_ in
_Deutschland_ "unliebsam bemerkbar".

Der Umwelt erschienen einst die deutschen Waren als "billig und
schlecht", die aufbluehende deutsche Flotte war den Englaendern, die als
handeltreibendes Seevolk ein Monopol anstrebten, eine freche Konkurrenz,
die deutsche Beteiligung in der Weltpolitik kam den Englaendern als
Aufdringlichkeit vor, selbst wenn sie noch so zurueckhaltend war.

Dazu kamen noch historische Vorurteile, von welchen z. B. besonders die
Franzosen nicht loskamen. Das Geschrei der Gasse umnebelte selbst
intelligente Englaender, Franzosen, Italiener, Amerikaner, Rumaenen,
Russen. Auch in der neutralen Welt gibt es leider tuechtige Menschen,
die sich alle Fabeln ueber die Unkultur der Deutschen, ueber die
Eroberungssucht des Kaisers und seines Volkes zueigen machten.

Geradeso hat man oft von den Juden gesprochen. Man hat sie des Mangels
an Kultur und an Redlichkeit geziehen und all des Schlechten, was man
den Deutschen heute nachsagt, beschuldigt. Wollten sie beim Militaer
Karriere machen, dann hinderte man sie daran; wenn daraufhin wieder
Manche keine sonderliche Lust am Dienste hatten, hielt man es ihnen
wieder vor. Wurden sie reich, dann erweckte das Eifersucht; war irgendwo
ein unbedeutender Jude, dann wurde daraus der Schluss gezogen, dass der
Jude ueberhaupt unfaehig ist. Es ist wirklich ueberraschend, wie
aehnlich das Eintreten Deutschlands in der grossen Welt, und das
Emporsteigen der Juden in Deutschland von der Aussenwelt gewertet
werden.


Wir sehen es ja in unserer Zeit, wie nichts zu plump ist, um geglaubt zu
werden, wenn ein Volk neidisch ist. An diesen Instinkt appellierten auch
die Antisemiten. Der Jude, der die deutsche Sozialdemokratie mitschuf,
soll an den Auswuechsen des Kapitalismus schuld sein, bloss weil findige
Koepfe, wie die Tietz, Wertheim, Jandorf, Israel, den Fabrikbetrieb, das
Maschinelle auch in den Kleinverkauf einfuehrten und das Warenhaus
schufen.[4] Und wie einstmals die Handweber die Fabriken stuermten und
die Maschinen zertruemmerten, so kaempften die kleinbuergerlichen
Kaufleute und Handwerker gegen die Riesenunternehmen, und verwechselten
Person und Sache. Wer diese modernen Erfinder hasste, wurde Antisemit.

  [4] Den "kleinen" Mann haben aehnliche Entwicklungstendenzen in den
      meisten Faellen an die Wand gedrueckt. Grossbaeckereien,
      Grossschlaechtereien, Waeschereien, Restaurationsbetriebe im
      grossen, mit und ohne Filialen sind aehnliche Erscheinungen wie
      das Warenhaus, welche die selbstaendigen Handwerker und
      Kleinbetriebe in ihrer Existenz bedrohen.

Wie _Deutschland in der Welt ueberall auf Neider stiess, so fand auch
der Jude in Deutschland ueberall missguenstige Seelen_. Wie beschraenkt
diese waren, geht schon daraus hervor, dass sie durch den Antisemitismus
alle sozialen Fragen und Schaeden zu loesen glaubten.

Die antisemitische Literatur ist zwar recht armselig, aber Deutschland
hat das traurige Verdienst, diese "Wissenschaft" in der Hauptsache
geschaffen zu haben. Die anderen Laender, die sich vielfach viel laenger
und viel ungenierter in der Bedrueckung ihrer lieben Juden ueberboten,
bekamen leider von Deutschland neue Impulse. Die Pamphlete der Ahlwardts
gingen in alle Welt und richteten ausserhalb der schwarz-weiss-roten
Grenzpfaehle, besonders auch in Oesterreich, erschreckendes Unheil an.
Noch vor kurzem hat der grosse Staat Russland den Juden einen
Ritualmordprozess gemacht, nachdem vorher Oesterreich und Deutschland
ihre Ritualmordhetze gehabt hatten. Noch schmachtet in oesterreichischen
Kerkermauern ein wegen eines "Ritualmordes", -- wie alle Juristen
beteuern, unschuldig -- verurteilter armer Jude: Leopold Hilsner. Keine
Luege war den Antisemiten zu niedrig -- man lese nur ihre
Buecher -- keiner ihrer Fuehrer zu -- bedenkenfrei. Meist waren sie
recht dunkle Ehrenmaenner. Aber das Gift, das sie verstreuten, trug
dennoch eine reiche Saat. Ein Mann beteiligte sich dabei, dessen
Schriften man nicht so ohne weiteres mit denen der anderen vergleichen
darf: Houston Stewart Chamberlain. Chamberlain hat zwar neuerdings
einiges Wasser in seinen Wein gegossen. Er hat erklaert, seine frueheren
Behauptungen gegenueber den deutschen Juden[5] nicht aufrecht zu
erhalten. Chamberlain ist ein so massloser Chauvinist, dass er selbst
Christus als Germanen reklamieren zu muessen glaubte. Er, der noch vor
kurzem allen Germanen, auch den Englaendern, Lob sang, hat nun ein
Pamphlet losgelassen, fuer das es kaum ein Wort der Entschuldigung gibt.
Als geborener Englaender durfte er nie und nimmer in der Weise das Nest
beschmutzen, dem er entstammte. Es gibt nichts Veraechtlicheres, als
wenn Renegaten dem Volke, dem sie entstammen, in solcher Weise seine
Fehler vorhalten. Wenn sie, die die Schwaechen am besten kennen, sie
zusammenstellen, uebertreiben und daraus ein Urteil faellen. Wenn wir
nach der Methode Chamberlains dozieren wollten, muessten wir zu dem
Schlusse kommen: Alle Englaender taugen nichts. Der Englaender ist so
und so. Also ist auch Houston Stewart Chamberlain . . . So aehnlich
wurde naemlich nach H. St. Chamberlain ueber den semitischen Geist,
ueber den Juden im allgemeinen und im besonderen geurteilt, selbst wenn
er -- weit mehr als Chamberlain, der die deutsche Kultur erst seit
einiger Zeit genossen hat -- seit _Jahrhunderten_ Anteil an allen
Guetern deutschen Geisteslebens genommen hatte.

  [5] Das erklaert er _heute_, nachdem die Rassenverhetzung den Juden
      das Leben auf Schritt und Tritt verekelt hat, nachdem seine
      voreilige Behauptung gegen die Juden die christliche
      Naechstenliebe bedingungslos aus Hunderttausenden zu Gunsten des
      Hasses gegen alle Anhaenger des mosaischen Glaubens getilgt hat.

Nein, "der Jude" in Deutschland war zum Teil tuechtig und faehig, zum
Teil faul und indolent. Er war auf der einen Seite ein stiller Mann der
Wissenschaft, der nach dem Muster des genialen Spinoza, Marx und vieler
anderer, die ohne nach der Anerkennung der Oeffentlichkeit zu lauern, in
stillem Kaemmerlein ihre Werke schufen.[6] Es gab aber auch
Eintagsgroessen, die sich kaum von Charlatanen unterschieden. Maezene
und Volksfreunde hat es unter den Juden gegeben, die ihr Vermoegen dem
Fortschritt hingaben, ohne dass es die Menge erfuhr. Keine ideale
Bewegung existiert, die nicht an den Juden reiche Foerderer hat: fuer
Frauenrechte, fuer Kinderschutz, fuer die Waisen, Arbeitslosen, Blinden
etc., die Bestrebungen fuer die Abstinenz, fuer Friedenspropaganda, fuer
Vegetarismus, fuer alte Buehnenkuenstler, fuer alle Kuenste, -- der Jude
hat seine Person, sein Ansehen und nicht zum mindesten sein Geld
jederzeit guten und idealen Zwecken zur Verfuegung gestellt.

  [6] So hat der auf dem Felde der Ehre gefallene jugendliche Komponist,
      Kriegsfreiwilliger Walter _Asch_, wie eine Muenchener Zeitung
      meldet, in allzu grosser Bescheidenheit als seinen letzten Willen
      hinterlassen, dass seine Werke nicht gedruckt werden duerfen.

Der Jude, der so sehr fuer jeden sozialen Fortschritt zu haben war, der
auf Grund alter historischer Gewohnheiten fuer den Ruhetag in der
Arbeitswoche, fuer das Angestelltenrecht etc. eintrat, der sich stets
fuer Freiheit einsetzte, wurde den Massen als Ausbeuter schlimmster
Sorte, als soziales Hemmnis hingestellt. Vergeblich sein Eintreten fuer
alle demokratischen Ideale, fuer individuelle Freiheit, fuer
internationale Verstaendigung. Wie der wirtschaftliche Neid nicht nur
den Blick truebt, sondern fast blind macht, sehen wir jetzt ja an den
Englaendern. Diese Gewaltsmacht, die so oft ganz real die Verhaeltnisse
beurteilte, schilt die Deutschen Barbaren, waehrend sie ihr Heer
zusammensetzt und sich verbuendet mit Hunderttausenden von Negern,
Indiern, Zuaven, Tscherkessen, Kosaken, Kalmuecken und allen
schiffbruechigen Existenzen der neuen und alten Welt. Dieses fuer Geld
geworbene Analphabetengesindel soll das Vorkaempfertum der Kultur sein!
Die Englaender, die am laengsten den Sklavenhandel geduldet, nein
gezuechtet hatten, die in Suedafrika die Burenfrauen mordeten, in
Aegypten die Vertraege brachen und die Indier verhungern liessen, sind
mit Recht als Heuchler an den Pranger gestellt worden. Bei den Franzosen
gelten _alle_ Deutschen als Boches, als Verbrecher und als
Schweine. . . . Dieser Weltkrieg, an dem 10 Millionen Juden beteiligt
sind und schwere Opfer bringen, darf nicht voruebergehen, ohne dass das
von Antisemiten getragene absprechende Urteil ueber sie in Acht und Bann
getan wird. Ein Urteil, das ebenso unberechtigt ist wie das der
Entente-Maechte ueber die Deutschen. Nicht nur, weil ein praechtiges
Kaiserwort das gehaessige Treiben der Rassen- und Religionsschnueffler
fuer die Dauer des Krieges unterband, sondern weil Deutschland und die
Welt einsehen muss, dass die Behauptung der Minderwertigkeit
Andersgearteter allzuoft nur eine billige, ueberall gehandhabte Waffe
des _Neides_ ist.


Und so unterstreichen wir nochmals die Tatsache:


Dass der Jude am Gemeinwohl, am Fortschritt, an der Entwicklung
Deutschlands freudig teilgenommen hat, kann kein objektiv denkender
Mensch bestreiten. Ob er als Buergermeister von Posen[7] oder als
Stadtrat von Berlin[8] oder Frankfurt, oder im Ehrenamt, oder als
Waehler einer Gemeinde seine Pflicht erfuellen konnte, -- als der
Abkoemmling einer alten Kulturrasse interessierte ihn alles oeffentliche
Leben. Die Staedte, in denen die Juden seit langem wohnen und eine
gewichtige Stimme haben, sind nicht schlecht damit gefahren. Das reiche
Frankfurt blueht, Nuernberg, Fuerth entwickeln sich ueberaus rasch,
Hamburg gedeiht.

Die neueste Wissenschaft hat den Juden mehr Gerechtigkeit widerfahren
lassen. _Sombarts_ Arbeiten zeigten die Bedeutung der Juden. Es ist
ziemlich gleichgueltig, ob die Juden Handel und Wandel in die Orte
bringen, wohin sie kommen, oder ob sie ihn mit zur Bluete bringen.
Jedenfalls ist dort Entwicklung, wo sie unbedrueckt leben koennen.

  [7] Witting (Witkowski).

  [8] z. B. Cassel.


Ausserdem hat eine ziemlich starke Verschmelzung des Adels mit der
deutsch-juedischen Geldaristokratie, die uebrigens auch ca. 100 geadelte
Familien zaehlt, stattgefunden. Ebenso ist in den besten buergerlichen
Kreisen vielfach eine Vermischung eingetreten. Solchen Familien
entstammte z. B. Dernburg, der bekannte Kolonialpolitiker, Heyse, der
Schriftsteller, der Admiral Bendemann, andere fuehrende Maenner sind mit
Juedinnen verheiratet.[9]

  [9] So sind z. B. die Nachkommen der bekannten juedischen
      Gelddynastien Gumpert und Heine aus Hamburg mit dem deutschen und
      internationalen Hochadel verschwaegert, ebenso wie die als
      Rennstallbesitzer geschaetzten v. Oppenheimer aus Koeln, v.
      Weinberg aus Frankfurt, die Bernstein-Becker aus Koenigsberg, v.
      Hirsch-Gereuth aus Muenchen. Urspruenglich juedisch waren folgende
      nobilitierte Familien: v. Ukro, v. Oppenfeld, v. Renard, v.
      Mossner, v. Schwanenfeld, v. Halle, v. Loewenthal u. a.



                         *Die Juden im Kriege.*


Obwohl nachweislich viele juedische Burschenschafter fuer das
schwarz-rot-goldene Band gekaempft und gelitten hatten, obwohl in der
Mitte des 19. Jahrhunderts einzelne juedische Burschenschafter an der
Spitze der Verbindungen standen, erklaerte 50 Jahre spaeter der
Weidhofener Verband der deutsch-oesterreichischen Burschenschaften alle
Juden insgesamt fuer jeder Ehre bar und verweigerte jedem Juden die
Satisfaktion, also auch denen, die bis kurz vorher als alte Herren dem
Verband angehoert hatten. Dieselbe Ueberhebung, die ein anderer grosser
studentischer Verband zeigte, als er Naumann und andere hoechst
ehrenwerte deutsche Politiker wegen 'sozialistischer' Tendenzen
ausstiess, veranlasste geistesverwandte junge Leute, die Juden in Bausch
und Bogen zu verdammen. Semper aliquid haeret. Noch hinkt die
Verleumdung, die Beschmutzung, die Verdaechtigung uns nach. Auch dem
juedischen Soldaten.

Der Jude hat sich als Soldat bewaehrt. In allen Kaempfen der letzten
Jahre haben sich Juden bewaehrt. Die Bulgaren und Tuerken haben sie im
vorletzten Krieg vielfach geruehmt. Selbst im antisemitischen Rumaenien
ist ein juedischer Oberst (Brociner), der sich im Krieg 1878
auszeichnete, der Kommandeur der Leibgarde und des Koenigl. Schlosses.
In Oesterreich sind Juden kommandierende Generale, in Italien war der
fruehere Kriegsminister Ottolenghi Jude und schon Napoleon hatte
juedische Heerfuehrer.

In den deutschen Freiheitskaempfen gab es viele freiwillige juedische
Vaterlandsverteidiger, einige erhielten auch den Offiziersrang. Auch
spaeter konnten Juden, hauptsaechlich anno 1870, Offiziere werden;
aktive Offiziere standen nur in Bayern, ungetaufte Juden waren hier
hauptsaechlich Reserveoffiziere und aktive Militaeraerzte, ein Jude
brachte es einige Jahre vor dem Kriege bis zum Major.[10]

 [10] In Bayern gibt es jetzt aktive juedische Majore und
      Oberstabsaerzte, erstere etwa fuenf, von letzteren, soviel bekannt
      wurde, sieben. In Oesterreich haben sich Juden als Generale
      ausgezeichnet; aktive Offiziere gibt es einige Hundert. Nach
      Bloch's "Oesterreichische Israel. Wochenschrift" haben sehr viele
      waehrend des jetzigen Krieges ein glaenzendes Avancement erfahren.
      Eine soeben erschienene Broschuere Ludwig Geiger's "Deutsche Juden
      und der Krieg", die mir bei der Korrektur vorliegt, bringt
      genauere Zahlen ueber die Beteiligung der deutschen Juden an den
      Kriegen des XIX. Jahrhunderts. Hardenberg anerkannte danach schon
      am 4. 1. 1815: "Die jungen Maenner juedischen Glaubens sind die
      Waffengefaehrten ihrer Mitbuerger gewesen, und wir haben unter
      ihnen Beispiele des wahren Heldenmutes und der ruehmlichen
      Verachtung der Todesgefahr aufzuweisen, sowie die Einwohner
      Berlins, namentlich auch die Frauen, in Opfern jeder Art sich den
      Christen angeschlossen haben."

      Eine Denkschrift der Regierung Preussens vom Jahre 1847 ermittelte
      das Verhalten der Juden als Soldaten und stellte fest, dass die
      Juden in den Freiheitskriegen wie im Frieden den uebrigen Truppen
      nicht nachstanden.

Im Kriege stellten sich nun erfreulicherweise viele Kommandeure auf den
Standpunkt, den einmal der leider auf dem Felde gefallene Hauptmann von
Treskow also praezisierte: "Wenn wir die Juden prinzipiell nicht
befoerdern, duerften wir ihre Dienste auch nicht in Anspruch nehmen".
Nach Schaetzungen werden jetzt ueber 900 Juden als Offiziere,
ungerechnet die Militaeraerzte, im Felde stehen. Viele sind wegen
besonderer Tuechtigkeit befoerdert worden, das "Hamburger Israel.
Familienblatt" stellte schon ueber 20 Traeger des Eisernen Kreuzes I.
Klasse fest (z. B. der Flieger Frankl, der Reichstagsabgeordnete Haas),
darunter waren alle Waffengattungen vertreten. Auch bei der Marine und
in den Schutztruppen haben sie sich ausgezeichnet. Nach dem Kriege
werden die Ziffern insgesamt zur Verfuegung stehen. Das in Breslau
erscheinende "Juedische Volksblatt" hat die Namen veroeffentlicht, die
bestimmt dem Judentum angehoeren. Darnach haben bis zum Herbst 1915
knapp 5000 Juden (also fast 1% der gesamten deutschen Judenheit!) das
Eiserne Kreuz erhalten, von ueber 3000 Juden konnte namentlich
festgestellt werden, dass sie den Heldentod fuers Vaterland gefunden.
Leider kann diese woechentliche Zusammenstellung nicht den Anspruch auf
Vollstaendigkeit erheben. Da die juedische Jugend, soweit sie nicht
gedient hatte, gleich zu Beginn des Feldzuges freiwillig in grosser Zahl
(-- es waere sehr interessant, wenn die Heeresverwaltung diese Ziffer
veroeffentlichen wuerde --) sich stellte, sind die Verluste sehr
stark.[11] In allen juedischen Jugendvereinen wird diese Tatsache
festgestellt. So ist z. B. in der juedischen Turnerschaft eine
Kriegssterblichkeit, die sich in den einzelnen Untervereinen bis 33% der
Mannschaften (wie z. B. bei dem Ruderklub 'Ivria') stellt. Die meisten
Turn- und Sportvereine der juedischen Turnerschaft mussten zu Beginn des
Krieges ihren Betrieb aufgeben, da alle Mitglieder zu den Fahnen eilten.

 [11] Die "Leipziger Neuesten Nachrichten" konstatierten, dass die in
      Deutschland lebenden Juden, gleichviel welcher
      Staatsangehoerigkeit, in grosser Zahl freiwillig zu den Fahnen
      eilten.

Die Mitglieder der juedischen studentischen Verbindungen stellten
gleichfalls viele Freiwillige. Von den 2000 Mitgliedern des K. C.
(Kartellkonvent) und des K. J. V. (Kartell juedischer Verbindungen)
rueckten fast alle aus; ein Drittel davon als Kriegsfreiwillige. Sehr
zahlreich war auch die Beteiligung freiwilliger juedischer Aerzte. Nach
einer Statistik betraegt die Verlustliste bei den juedischen Aerzten
schon ueber Hundert. Auch der juedische Arzt hat an der Front und im
Seuchenlazarett seinen Posten ausgefuellt.

Der tapfere juedische Soldat und Offizier verschwindet oft in der Menge.
So glaubte man z. B. allgemein nicht, dass der einzige Soldat, der bei
meinem Regiment das Eiserne Kreuz I. Klasse im Jahre 1914 besass, ein
Jude war (der spaeter als Leutnant gefallene Gottfried Sender, Lehrer an
einer juedischen Mittelschule, welcher es im Frieden knapp bis zum
Gefreiten bringen konnte). Vielfach ist aber die Tuechtigkeit des
juedischen Vorgesetzten und Soldaten von hohen Offizieren anerkannt
worden. Exempla docent. Die ueberaus grosse Zahl von Befoerderungen,
Dekorationen etc., ueber die sich jeder, namentlich z. B. im "Hamburger
Israelitischen Familienblatt" informieren kann, gibt die beste Gewaehr.
Der oesterreichische Thronfolger hat oftmals Gelegenheit genommen, sich
dahin auszusprechen, dass der persoenliche Mut und die Zuverlaessigkeit
des juedischen Soldaten durch diesen Krieg aufs neue bewiesen
wurden.[12]

 [12] Ueberall ist die Tapferkeit der Juden anerkannt worden.

      Prinz Fuad, der Fluegeladjutant des tuerkischen Sultans, hat dem
      offiziellen ungarischen Pressevertreter folgende Erklaerung
      abgegeben (in der deutschen Presse im Jued. Echo, Muenchen, Nr.
      27, 1915, wiedergegeben):

      "Die juedische Legion, welche auf den Dardanellen operiert,
      verrichtet wahre Wunder. Der Kommandant der Legion, ein
      tuerkischer Jude, bekam den Hauptmannstitel und eine Auszeichnung.
      In den uebrigen Militaerteilen kaempfen die Juden mit andern
      zusammen ausgezeichnet. Die tuerkischen Militaerbehoerden machen
      daher keinen Unterschied zwischen juedischen und nichtjuedischen
      Soldaten. Das Gleiche kann hinsichtlich der juedischen
      Zivilbevoelkerung gesagt werden, welche im jetzigen schweren
      Moment opferwillig dem Lande hilft, soviel sie nur vermag. Die
      juedischen Bestrebungen in Palaestina sind gut bekannt; niemand
      zweifelt an dem Patriotismus der tuerkischen Juden".

      Und Gustav Herve sagt ueber die viel geschmaehten russischen
      Juden -- welche ein eignes Regiment gebildet hatten und in den
      erbitterten Fruehjahrskaempfen bei Arras fielen -- bei Gelegenheit
      der Veroeffentlichung von Briefen gefallener Juden der juedischen
      Fremdenlegion:

      "Held Litwak -- du, dessen herrlicher Brief, geschrieben am Tag
      deines ruhmvollen Todes bei Carency an der Seite von 2000
      Mitjuden, ich unlaengst abgedruckt habe, vergib diesen armen
      Sergeanten, die euch monatelang als schmutzige Judenbuben und
      aehnlich beschimpft haben -- euch, die ohne dazu verpflichtet zu
      sein, in einem Augenblick edler Begeisterung euer Blut grossmuetig
      an Frankreich dahingegeben habt, das in euren Augen das Sinnbild
      aller Freiheit und sittlichen Groesse war." . . . Und das beste
      Zeichen, wie sehr die Juden freiwillig fuer die Freiheit zu
      kaempfen wissen, dass gerade die Anfuehrer der polnischen
      Legionisten fast durchwegs Juden sind: Nach dem Jued. Echo (Nr.
      31, 1914, Muenchen) ist der Vorsitzende des Polnischen Nationalen
      Hauptkomites und der Legionen ein Jude namens Mosche Scherer und
      ebenso eine ganze Anzahl von Fuehrern der Legion.

Ebenso wie der sozialdemokratische wurde auch der juedische Soldat
endlich einmal von den Meisten vorurteilsfrei betrachtet und bewertet.
Natuerlich gibt es auch Faelle, wo sich Vorgesetzte noch nicht in den
Gedanken der Gleichwertigkeit "solcher Elemente" hineinleben konnten.

Die ungeheure sozialdemokratische Begeisterung ist nicht zuletzt das
Produkt der so oft geschmaehten "inter"-nationalen Denkweise juedischer
Fuehrer, mit der man frueher alles Unrecht gegen Juden deckte und
erklaerte. Die Fuehrer haben ihren Patriotismus nicht nur durch billige
Phrasen dokumentiert, sie sind nicht wie andere Sozialistenfuehrer a la
Vandervelde als Wanderredner durch die Lande gefahren, um die Menschen
aufzuwiegeln, haben a la Herve billige blutruenstige Artikel geschrieben
oder sich als Leutnants, wie D'Annunzio, zu Hause wichtig gemacht. Der
Jude _Ludwig Frank_[13], vielleicht der faehigste Kopf in der
sozialdemokratischen Partei, trat als einfacher Soldat in Reih und Glied
und fiel -- wie er es wuenschte -- als ein einfaches, aber schoenes
Beispiel treuer Vaterlandsliebe.

 [13] Der bekannte Genosse Davidsohn "nur" zweimal verwundet, nunmehr
      Offizierstellvertreter.

Aber nun kam, was nicht kommen durfte. Man hat in vielen Zeitungen ueber
den Mannheimer, ueber den Rechtsanwalt, ueber den Sozialdemokraten Frank
geschrieben. Man hat bewiesen, dass ein Sozialdemokrat patriotisch sein
koenne. Dass er aber ein Jude war, diese Tatsache wurde nach
Moeglichkeit verschwiegen. -- Nicht zum Beweis der Tapferkeit und der
Vaterlandsliebe wollen wir Frank als Juden registrieren. Es liegt
eigentlich eine unglaubliche Verworfenheit des Charakters vor, wenn
jemand von einer kulturell so hochstehenden Rasse wie der juedischen,
von der Tausende im oeffentlichen Leben wirken, welche alle
Kulturstaetten deutscher und anderer Bildung genossen haben, annehmen
koennte, dass Mannesehre und Wuerde bei ihnen nicht zu finden waere.

Dass man bei allen Nachrufen aber sichtlich vergessen wollte, zu
erwaehnen, dass der erste deutsche Volksfuehrer, welcher mit seinem Tode
die Treue zur Heimat und zum Staate besiegelte, ein Jude war, ist keine
erfreuliche Erscheinung.[14] Ebensowenig wie die Tatsache, dass die
Dichter des grossen Krieges, die zuerst verwendet wurden und starben,
Juden waren. Wir nennen nur _Zuckermann_, der das wundersame
oesterreichische Reiterlied empfand, und _Heymann_, den jungen
Koenigsberger Lyriker, sowie den Schlesier Georg _Hecht_. Man hat so oft
ueber die billige Poesie, wie sie Literaten hinterm Schreibtisch
gewinnsuechtig betreiben, gespottet. Zuckermann, Heymann, Georg Hecht.
_Ich kannte die gluehende Begeisterung, die sie mit dem Leben zahlten._

 [14] Dagegen unterstreichen z. B. die deutsch voelkischen Blaetter
      haemisch, dass Haase, welcher den verunglueckten Aufruf
      veranlasste, _Jude_ sei, was man zu Kriegsbeginn, als er noch in
      minder unsympathischem Fahrwasser segelte, sorgsam unterliess, bei
      ihm zu erwaehnen.

      Eine typische Todesanzeige fuer einen aktiven juedischen Offizier
      mag hier folgen:




      Gestern Abend um 1/29 Uhr verschied in der Medizinischen Klinik
      des Buergerspitals zu Strassburg

      *Herr Major* *Max Hollerbaum*

      *Kommandeur des B. Landsturm-Infanterie-Bataillons Passau II
      Ritter d. Eisernen Kreuzes, d. K. B. Militaer-Verdienstordens
      usw.*

      Das Bataillon steht in tiefer Trauer an der Bahre seines ersten
      Kommandeurs.

      Durch und durch Soldat, ein vornehmer, ritterlicher,
      zuverlaessiger Charakter, durch Willenskraft und warmherziges
      Wohlwollen gleichmaessig ausgezeichnet, war er uns allen
      vorbildlich auch durch den Heroismus, den er im Kampfe gegen ein
      langwieriges, schweres Leiden bis zuletzt bewahrt hat. Es war ihm
      nicht vergoennt, wie an dem Kriege um die Gruendung des Reichs so
      an dem um seine Behauptung bis zum ehrenvollen Abschluss
      teilzunehmen. Aber er hat Treue bis zum Tode gehalten, und sein
      Gedaechtnis wird in hohen Ehren bleiben.

      Am 27. September 1915.

      *Fuer das Landsturm-Infanterie-Bataillon Passau II*

          I. V.: *Hauptmann Freiherr von Pechmann.*



      Anschliessend mag noch bemerkt werden, dass Major Hollerbaum nicht
      der einzige aktive juedische Offizier in der bayerischen Armee
      war. Es gab und gibt noch eine Anzahl solcher. Nachstehend seien
      nur einige namentlich genannt: Der alte bayerische
      Kuerassiergeneral Carl Ritter v. Obermayer, Major Isidor Marx
      (Vater) und Major Maximilian Marx (Sohn), die Majore Orfenau,
      Friedmann, Henle u. a. Ausserdem gab und gibt es viele juedische
      aktive Sanitaetsoffiziere, Militaerbeamte und auch untere Chargen.

Wie aber war die Haltung der juedischen Bevoelkerung vor dem Ausbruch
des Krieges? Die Juden haben sich in allem ueberaus wuerdig benommen.
Dass sie als Kaufleute und Bankiers usw. nicht wie die Militaers
bestaendig sich um die Militaerangelegenheiten bekuemmerten, ist
selbstverstaendlich. Das beruehmte "juedische _internationale_
Grosskapital", von dem soviel gefabelt wird, ist nie in Aktion getreten.
Die juedischen Bankiers und die juedischen Kaufleute benahmen sich nicht
anders wie die andern Schichten der Bevoelkerung. Ruhig und ernst, wie
es der Situation entsprach, als ihre Soehne entweder freiwillig oder als
Militaerpflichtige hinauszogen. Reiche Gaben und Spenden flossen allen
Instituten von ihnen zu. Und was in der Heimat geleistet werden konnte,
wurde getan. Maenner wie Ballin, Rathenau, Riesser ruhten im Kriege
nicht. Es ist noch nicht die Zeit, ihrer Verdienste fuer die
Volksernaehrung, fuer die Munitionsergaenzung und anderer Dinge zu
gedenken.[15]

 [15] Otto v. Gottberg, die offizioese Feder unseres Kriegsministeriums,
      schreibt in einem Artikel "D. K. R. A." ueber Rathenau: "Er kam
      ohne Ruf und Amt, ein Deutscher in Sorge um das Vaterland. Wie
      wenige ein Kenner unserer Wirtschaft, fuehlte Dr. Walter Rathenau,
      dass Deutschland einen laengeren Krieg siegreich nur dann
      ueberstehen koenne, wenn der Staat ohne Saeumen zu organisiertem
      Sammeln, Sparen und Mehren der fuer die Kriegfuehrung noetigen
      Stoffe schritt. Der Kriegsminister sah den Mann, den er gesucht
      hatte. Sankt Bureaukratius schlug wohl unter Protest die Haende
      ueber dem Kopf zusammen, als der General den Zivilisten, Doktor
      und Ingenieur mit hoeflicher Geste beim Kragen nahm und im
      Allerheiligsten der Heeresverwaltung in einen Stuhl setzte mit dem
      Auftrag, die Kriegs-Rohstoff-Abteilung ins Leben zu rufen."

      Die Art, wie Rathenau die Aufgabe in achtmonatlichem Wirken
      loeste, sichert ihm einen Ehrenplatz in der Geschichte des
      Wirtschaftskrieges.

Die deutschen Juden hatten schon in Friedenszeiten eine zu geringe
Vermehrung. Zu viele blieben aus wirtschaftlichen Gruenden oder aus
Laune Junggesellen; die vielen Spaetehen der akademischen Kreise und der
Kaufleute bedingten einen hohen Prozentsatz kinderloser Ehen. Die, die
Kinder haben, begnuegen sich mit zweien. Auf die deutsche Judenheit,
welche eine geringere Geburtenziffer als die Franzosen hat, wird der
Krieg eine unheilvolle Bedeutung haben. Er raecht die Beschraenkung der
Kinderzahl.

Die durch Taufe und Mischehe und Kinderlosigkeit geschwaechte deutsche
Judenheit weiss, dass dieses elementare Ereignis ihre Reihen noch mehr
lichten wird. Alte Familien werden durch den Krieg erloeschen, die
deutsche Judenheit wird unendlich geschwaecht und in ihrer Existenz
erschuettert aus dem Kriege hervorgehen.

Die juedische Jugend zahlte gern die Teilnahme an der deutschen
Kulturgemeinschaft mit dem Tode.








                          * Juden im Ausland.*


Italien, Frankreich, England sind judenarm. Italien hat nur 40000,
Frankreich 120000, England nicht ganz 300000, also alle drei Laender
zusammen nicht viel mehr als Preussen. In der englischen Regierung sass
vor 35 Jahren ein bedeutender Jude, Lord Beaconsfield, der mit Bismarck
eine Verstaendigung der beiden Laender herbeifuehrte. Heute hat im
britischen Ministerium nur Lord Samuel ein Portefeuille, das des
Postministers, der nur in seinen Angelegenheiten eine Stimme hat.

In Italien ist der bekannte Sonnino der Sohn eines getauften
italienischen Juden und einer englischen Christin. Ausserdem ist in
Italien der Finanzminister Luzzatti Jude, der sich urspruenglich gegen
den Krieg aussprach.[16] Das judenreinste Kabinett Russlands traegt die
Hauptverantwortung fuer diesen Krieg. Das Land, in welchem die Juden am
wenigsten zu sagen haben, hat am staerksten zum Kampf gedraengt.

 [16] Die Abkunft Barzilais' ist uebrigens nicht sicher auf Juden
      zurueckzufuehren.

In England lag die Entscheidung ausschliesslich bei wenigen Nichtjuden.
Bedeutende englische Juden hatten sich gerade in den letzten Jahren fuer
eine gegenseitige Annaeherung Deutschlands und Englands bemueht, weil
sie instinktiv die Entfremdung der Laender bemerkten.[17] Als der Krieg
begann, legten Sir Cassel und Sir Speyer ihre Wuerden nieder.

 [17] Dafuer hat Ernst Cassel Millionen gespendet, die er dem Kaiser
      uebermittelte; der einzige Englaender, der sich die Freundschaft
      der beiden Laender etwas kosten liess und sich ernsthaft darum
      bemuehte.

In Frankreich war das Kabinett wie in Russland und Serbien "judenrein".
Die Juden an der Pariser Boerse haben wahrlich keinen Krieg inszeniert.
Als der Krieg aber ein fait accompli geworden war, haben einzelne
fruehere Deutsche resp. Elsaesser in Frankreich und England aus der
Angst fuer ihre Existenz unsympathische Kundgebungen erlassen. Ob sich
darunter viele Juden befanden, weiss ich nicht. Ich konnte es nicht
erfahren. Der beruechtigte Obermacher der Bethlehem Steel Company,
_Schwab_ in Amerika, welcher wohl der anruechigste Typ des Renegaten
ist, stammt von wuerttembergischen Eltern, ist nicht, wie deutsche
antisemitische Blaetter verleumderisch behaupten, ein Jude. Er ist
vielmehr der Nachkomme eines Pfarrers.

Wenn in einem Staate eine ziffernmaessig einflussreiche juedische
Volkschaft war, die sich fuer den Frieden haette einsetzen koennen, so
waere es die Russlands gewesen. An sieben Millionen Menschen, die aber
in der Duma nur durch _einen_ Abgeordneten vertreten sind. (Auf diese
Juden werden wir noch spaeter zu sprechen kommen.) Sie waren vollkommen
machtlos.

Der Jude ist nicht, wie das alte, aber abgeschmackte Maerlein der
Antisemiten es will, der Brandzuender des Weltkrieges gewesen. Er war
ein Freund des Friedens. Er wuerde als Kriegshetzer auch am allermeisten
gegen sein Interesse handeln. Der Beamte wird im Krieg durch den Staat
hinreichend oekonomisch geschuetzt, der Bauer findet nach dem Kriege
immer seinen Grund und Boden wieder. Der Jude aber als Kaufmann hat
durch die Unterbindung des Aussenhandels enorm verloren. Bei einer
grossen Zahl der juedischen Firmen ist mit einem Schlage der Lohn
arbeitsvoller Jahre dahin gewesen. Und nach dem Kriege wird es auch fuer
sie des groessten Fleisses beduerfen, um nur annaehernd das wieder zu
erreichen, was man vorher an Wirtschaftsbeziehungen besass.

Am meisten unter allen Voelkern haben die _Juden in Oesterreich_
gelitten. Die Besetzung Galiziens und der Bukowina stuerzte 800000 Juden
ins Unglueck. Der ruthenische oder polnische Bauer wurde von der
russischen Regierung mit aller Schonung behandelt. Gegen den Juden ist
man jedoch mit aller Niedertracht verfahren, die man sich denken kann.
Der Bauer hat sein Heim, seine Ernte, seinen Verdienst behalten. Der
galizische Jude ist --, wenn er nicht gar nach Sibirien transportiert
wurde, -- zum armseligen Bettler geworden. Sein Haus, seine Ware, sein
Geld vernichtet, er selbst brotlos und heimatlos. Man lese darueber das
Buch Segels "Der Weltkrieg und das Schicksal des juedischen
Volkes"[18] -- und man wird das Gruseln dabei lernen.

 [18] Verlag Stilke, Berlin 1915.


Eines der auch amtlich nachgewiesenen Ereignisse moechte ich hier zur
Probe nach der Schilderung Benjamin Segels wiedergeben:

"Im 16. Jahrhundert pflegten sich die Kosaken im Kampfe gegen Polen
eines von den Tataren entlehnten Kriegsmittels zu bedienen: wenn sie
eine Festung stuermten, trieben sie mit Lanzenstichen und Gewehrfeuer
Gefangene vor, die Saecke voll Erde auf den Schultern trugen und unter
dem Kugelregen ihrer eigenen belagerten Landsleute die Laufgraeben um
die Festung ausfuellen mussten, wobei sie unter der Last begraben
wurden. Diese unmenschliche Sitte ist aus dem Kriege zwischen
zivilisierten Voelkern verschwunden. Die Japaner haben nur oftmals gegen
die russische Feldarmee Viehherden vorgetrieben, die das heftigste Feuer
auffingen. Die Russen aber haben in Galizien aufs neue den Brauch
eingefuehrt, Menschen, wehrlose Menschen zu diesem Zwecke zu gebrauchen.
Nicht etwa Gefangene, sondern Nichtkaempfer, Greise, Frauen und Kinder.
Vor _Nadworna_ im Suedosten Galiziens geschah das Furchtbare. Die Russen
brachten _eintausendfuenfhundert juedische_ Familien zusammen und
trieben sie vor die oesterreichische Front, waehrend sie selber
hinterdrein vorrueckten.

Die menschliche Sprache hat keine Worte, um das Grausame dieser Untat
auch nur annaehernd zu kennzeichnen." --

Bekannt sind die Befehle russischer Kommandanten, von denen ich z. B.
den des Etappenkommandeurs von Krosna, vom 10. Maerz, wiedergebe:

"Fuer jeden Fall, in dem die deutsche oder oesterreichische Regierung
jemanden aus der nichtjuedischen Bevoelkerung bestraft, sind die Juden
verantwortlich. Zu diesem Zweck werden juedische Geiseln mitgenommen und
fuer jeden Nichtjuden wird man zwei Juden umbringen."

Das Stockholmer Blatt "Sozialdemokraten" konstatierte: Jeder russische
General, der eine Niederlage erleidet, schiebt die Schuld einfach
auf -- die Juden in dem Gebiete, wo er ist. Die Juden wurden zu
Zehntausenden ausgewiesen: auf lose Angebereien wurden sie erschossen
und erhaengt.


Und in _Russland_? Die russischen Juden duerfen, das ist in Deutschland
kaum bekannt, nur in den westlichen polnischen, litauischen und
bessarabischen Provinzen Russlands wohnen und auch hier nicht auf dem
Lande, sondern nur in den Staedten. Sie sind vom Ackerbau abgeschlossen,
Bodenerwerb ist ihnen streng untersagt. Kuenstlich hat die russische
Regierung alle modernen Bildungsbestrebungen verboten, alle
freiheitlichen Regungen unterdrueckt, die idealistische Jugend, die ihre
Glaubensgenossen organisieren wollten, die fuer irgend einen Fortschritt
kaempften, gefangen gesetzt. Tausende gerade der Faehigsten sind
ausgewandert. Amerika nahm allein 2 Millionen dieser unfreiwilligen
Emigranten auf. Was blieb, ist ein Torso. Die staendigen Judengesetze
und Verordnungen treiben willkuerlich die Juden in gewissen Staedten
zusammen. So hat das Jahr 1882 eine masslose Ueberfuellung des
Ansiedlungsrayons hervorgerufen. Das polnisch-juedische Ghetto ist ein
modernes Kunstprodukt, wofuer die russische Regierung verantwortlich
zeichnet. Mit Gewalt haelt die Obrigkeit die juedische Bevoelkerung in
Armut, hindert jede hygienische Regung und verbietet alle geistigen
Bestrebungen. Es ist unmoeglich, dass die Verhaeltnisse anders sind, als
wir sie antreffen, und das antisemitisch absprechende Urteil
beruecksichtigt nicht, dass es sich um ein Volk handelt, das in allem
geknebelt und entrechtet ist. Der Krieg, der sich im Westen Russlands
abspielt, hat naturgemaess die Juden am staerksten betroffen.

Hunderte juedischer Gemeinden sind zertreten. Ich habe selbst viele in
Polen sowie noerdlich der Weichsel und besonders im Gouvernement Kowno,
sowie in Kurland gesehen.

Ueber die Lage der Juden in Russland informiert das Buechlein von Kurt
_Aram_: Der Zar und seine Juden[19] ("Das juedische Elend in Warschau
ist doch noch viel graesslicher als alles andere, was ich sah.") Und Dr.
Claus schreibt im Russenheft der Sueddeutschen Monatshefte: "Schon in
Friedenszeiten war das Elend unter den Juden gross; wer einmal einen
Einblick in die Ghetti Warschaus oder einer litauischen Stadt getan hat,
wird das Bild des Grauens so leicht nicht los."

 [19] Verlag Ullstein, Berlin.

Ich will nicht eingehend ueber all das Grauenhafte schreiben, was selbst
die russische Zensur in ihren Blaettern bringen liess. Einwandsfreie
nichtjuedische Abgeordnete haben in den denkwuerdigen Dumatagen des
August das tragische Geschick des juedischen Volkes, das von der
Regierung zu allen Zeiten als Blitzableiter dienen musste,
gekennzeichnet. Geben wir der "Guerre Sociale", dem bundesgenoessischen
Blatt, darueber das Wort:

"Das oesterreichische wie das russische Polen ist von Polen und Juden
bewohnt. Was hat man getan, um z. B. die Juden fuer die Sache der
Verbuendeten zu gewinnen? Hat man nicht vielmehr alles getan, sie en
bloc in das Lager unserer Feinde zu treiben? Wenn alles das, was
amerikanische Blaetter ueber die den Juden seit Kriegsbeginn zuteil
gewordene _schmachvolle Behandlung_ mitteilen, wahr ist, wie kann
Russland dann fuer sie etwas anderes sein, als ein _Land des Schreckens
und der Schande_, wo ihre verfolgte Rasse den Becher bis zur Neige
geleert hat."

Und nochmals die "Guerre Sociale" (Gustav Herve): "Mir kommt nicht zu,
in diesem Augenblick, wo das befreundete und verbuendete Russland
schmerzliche Stunden durchlebt, davon zu erzaehlen, wie es viel zu lange
die Juden behandelt hat. Es hat sie aber behandelt, wie unsere Vorfahren
sie im Mittelalter behandelt haben."

Und schliessen wir mit den mutigen Worten des juedischen Dumadeputierten
_Friedmann_, den keine Angst vor Einkerkerung oder vor Sibirien abhalten
konnte, nach allen vorliegenden Zeitungen u. a. folgendes festzustellen:

"Die Zeitungen registrierten eine ungeheure Menge juedischer
Kriegsfreiwilliger. Diese Freiwilligen sollten ihrem Bildungsgrad nach
Anspruch auf Offiziersrang haben, aber sie wussten ganz gut, dass sie
als Juden den Offiziersrang nicht bekamen. Trotzdem zogen sie in den
Krieg.

Zahlreiche juedische Studenten kamen aus dem Ausland und gingen an die
Front. Die Juden zuhause bauten Lazarette, spendeten viel Geld und
brachten verhaeltnismaessig _weit groessere Opfer als andere Nationen_.

Viele juedische Soldaten bekamen auch das Georgskreuz. (Ich habe selbst
verschiedene gesehen. Der Verf.) So war die Stimmung der Juden bei
Kriegsausbruch. Aber wir duerfen nicht vergessen, dass im Polenland
juedisches Blut in starken Stroemen fliesst, und zum Unglueck nicht nur
von Feindeshand. Militaerbehoerden und Regierung brauchten Suendenboecke
fuer ihre Misserfolge. Man benutzt zu diesem Zweck die alte Firma, das
ist der Jude. Kaum ueberschritt der Feind die Grenze, so verbreiteten
sich Geruechte, dass juedisches Gold auf Aeroplanen, in Saergen und
Eingeweiden von Gaensen zu den Deutschen floss. Die Legende wuchs, sie
verbreitete sich dank der Agitation der Regierungsagenten und nahm
schliesslich ungeheure Dimensionen an. Den Juden gegenueber wurden
unerhoerte Massnahmen angewendet und diese Massnahmen, die vor den Augen
der ganzen Bevoelkerung vollzogen wurden, floessten derselben und der
Armee das Gefuehl ein, dass die Juden als schlimmste Feinde ausserhalb
des Gesetzes stehen. Zuerst wurden alle Juden aus Polen und Litauen
ausgewiesen. _Ueber eine Million_ Menschen musste den Bettelstab
ergreifen. Verwundete juedische Soldaten mit dem Georgskreuz wurden in
Viehwagen und wirklich wie Vieh mit einem Frachtschein abtransportiert.
Juedinnen, deren Maenner, Kinder und Brueder ihr Blut fuers Vaterland
vergossen haben, wurden ueberall verfolgt. Eine andere harte Massnahme
war das Geiselnehmen. Es handelt sich hier um einen unerhoerten Fall in
der Weltgeschichte. Man nahm als Geiseln Staatsangehoerige des eigenen
Landes. Anders als eine Schmach kann man das nicht nennen."

Trotzdem Millionen nur Jiddisch verstehen, wurden in ganz Russland die
Korrespondenzen, Telefongespraeche, Unterhaltungen auf der Strasse in
Jiddisch verboten und die Ungluecklichen eingekerkert, die dagegen
verstossen mussten.

Russland erklaert, dass des Zaren "liebe" Juden Freunde der Deutschen
sind, dass sie denen zu Liebe spionieren, ja sogar auf die russischen
Truppen schiessen. Gewiss bestehen vielfach Sympathien fuer die
Deutschen auf Seiten der russischen Juden, weil viele Deutsche zwar auch
Antisemiten, aber doch nicht so grausame Feinde der Juden sind wie die
Russen. Aber zwischen einigen Sentiments und zwischen der Aeusserung
irgendwelcher staatsfeindlicher Gefuehle ist doch noch ein sehr weiter
Sprung. Selbst die, welche sich darueber klar sind, dass ihnen die
deutsche Regierung wegen des geringeren antisemitischen Druckes lieber
waere, wagen sicherlich nicht die geringste Tat. Sie wissen, dass sie
als Juden schon _ohne_ allen Grund als Vaterlandsverraeter gebrandmarkt
sind, dass man ihnen ueber Schritt und Tritt nachforscht. Und sie hueten
sich aengstlich vor jedem Verstoss. Wer die Psyche der Ostjuden kennt,
weiss, dass es, abgesehen vom Hindu, keine friedlichere Bevoelkerung
gibt. In der strengglaeubigen Bevoelkerung sprechen dabei auch
religioese Auffassungen mit.


Was die russischen Juden den Deutschen so nahebringt, ist ihre Sprache
und ihre Kultur. Wohin der deutsche Soldat in Russland kommt, er nimmt
sich immer den Juden vor, von dem er weiss, dass er Deutsch versteht,
und dass er ueberhaupt nicht schwer von Begriff ist.

Die deutsche Regierung, die Militaerverwaltung hat ueberall gerne
juedische Mitarbeit gesucht und gefunden. Andererseits haben gerade die
juedischen Gemeinden in weitgehendster Weise die Not unter den Juden
gelindert, sogar im armen Osten haben die juedischen Religionsverbaende
ihre Angehoerigen gestuetzt, und dem Staate damit seine Aufgabe
erleichtert.








                       * Die Lehren des Krieges.*


Die Ergebnisse aus dem Kriege fuer das Verhaeltnis der deutschen Juden
zum Reiche sind leicht zu ziehen. Wie im Frieden, so haben sich die
Juden besonders in den schweren Zeiten der Stuerme als gute
Staatsbuerger bewaehrt. Der Burgfriede hat es ermoeglicht, dass die,
welche durch lange Zeit als Soldaten II. Klasse und auch als mindere
Staatsbuerger behandelt worden waren, ihre Pflicht in vollem Masse taten
und mehr als das. Wenn man die Zahl der juedischen Kriegsfreiwilligen,
die zum Heere stroemten, zaehlen wird, duerfte mancher fruehere
Antisemit erstaunen. Soviel Liebe und Begeisterung fuer ein Vaterland,
das seinen juedischen Mitbuergern die Zeiten des Soldatenstands nicht zu
den angenehmsten machte, kann nur bei einem Volke gefunden werden, das
in seinem Kern ein loyales ist. Und die Juden waren und sind denn auch
tatsaechlich in England, in Frankreich, in Italien und Oesterreich, in
den Vereinigten Staaten, in Holland etc. ueberall als ein unbedingt gut
patriotisches Element bekannt.

Wenn sich etwas aus den Lehren des Augenblicks fuer die Zukunft ergeben
muesste, so ist es die Forderung der vollen Durchfuehrung der
Gleichberechtigung der juedischen Staatsbuerger in Deutschland. Wie sich
in Oesterreich die Ungarn bewaehrten, wie die Polen und Elsaesser und
Daenen in unseren Heeren zum Erfolge beitrugen, so vor allem die Juden,
die nie auf deutschem Boden ein eigenes Territorium zu gruenden suchten,
die nie in geschlossener Organisation irgend welchen staatlichen,
sprachlichen oder kulturellen Bestrebungen der Deutschen im Frieden wie
im Kriege eine Gegnerschaft aufboten.

Der deutsche Jude hat keine nationale und religioese Politik, die sich
gegen die der andern Staatsbuerger wenden kann. Es gibt keinen
juedischen Verein, der Deutschland liberal, demokratisch oder
sozialistisch regiert haben will. Wohl aber gibt es juedische Redakteure
bei den Freikonservativen, bei den Nationalliberalen, bei den
Volksparteilern und in der Arbeiterbewegung. Eine irgendwie einheitliche
juedische Politik gibt es in Deutschland nicht. Auch ihre religioesen
Anschauungen stoeren niemanden.

Nicht um Lohn zu finden, haben die Juden Seite an Seite mit allen
anderen Deutschen gekaempft. Sie haben aber ein Anrecht, nicht um ihre
Freiheit verkuerzt zu werden. Es muss _das_ Schauspiel des Friedens
aufhoeren, dass der Jude, sobald er getauft ist, Professor, Offizier,
Staatsanwalt usw. werden kann. Diese _Praemie auf das Renegatentum_ ist
nicht wert, in Friedenszeiten wiederzukehren. Deutschland darf keine
antisemitische Politik betreiben, es wuerde sich sonst an das
programmatisch antisemitische Russland anlehnen. Es kann im Gegenteil
auch nicht dem Ehrgefuehl deutscher adliger Offiziere entsprechen, mit
Maennern eng verbunden zu sein, die sich ihrer Ahnen und Herkunft
schaemen. Es kann nicht die Auffassung der Hueterin des Rechts sein,
dass Richter vorerst ihren Glauben abgeschworen haben muessen; es kann
keine freie Wissenschaft sein, die das christliche Bekenntnis zur
Voraussetzung hat.

Deutschland, der nunmehrige Freund des _Islam_, kann auch seine
_juedische_ Bevoelkerung ihrer Religion nachgehen lassen, ohne dabei
Schaden fuer seine christlichen Bewohner zu nehmen. Der Uebertritt vom
Judentum zum Christentum muss wieder oeffentlich als das gebrandmarkt
werden, was es in den weitaus meisten Faellen wirklich ist: als
Streberei, Gesinnungsheuchelei, Religionsmissbrauch (alldieweil es keine
"ueberzeugten" Christen sind, die den Weg zum Taufbecken suchen und ihn
so leicht finden.)

Der Krieg hat dem elenden Religions- und Rassengezaenk im Innern des
Landes hoffentlich ein Ende bereitet, nach aussen hin wird es noch genug
Arbeit geben, um den Hass der Nationen, die Zwietracht, Rachsucht,
Missgunst langsam abebben zu lassen. Auf Jahrzehnte hinaus wird
Deutschland genuegend Feinde besitzen, es kann daher die Ruhe im Innern
doppelt noetig brauchen.

Soziale und biologische Probleme stellen sich in den Vordergrund. Die
deutschen Juden haben der Grossstadt und der Sucht, wirtschaftlich zu
erstarken, bedeutende Opfer gebracht. Junggesellentum aus Vorliebe oder
aus Not, weil die Familie oekonomisch eine bedeutsame Last ist,
Kinderlosigkeit und Kinderarmut sind die Kennzeichen fuer die
Entwicklung der heutigen deutschen Juden. Ich habe sie in den Buechern
"_Der Untergang der deutschen Juden_"[20], "_Das sterile Berlin_"[21]
und in der _Preisschrift der Gesellschaft fuer Rassenhygiene_[22] des
naeheren dargelegt.

 [20] Verlag Reinhardt, Muenchen.

 [21] Verlag Marquardt, Gross-Lichterfelde.

 [22] Verlag Louis Lamm, Berlin C.

Nun reisst der Krieg weite Luecken in ihre Reihen. Waehrend Deutschland
waechst, verkuemmert der Anteil seiner Juden. _Sombart_ hat
nachgewiesen, wie die Buerokratisierung der Banken, der Schwerindustrie
usw. den juedischen Einfluss hemmt. Dazu kommt die prozentual geringer
werdende Beteiligung. Die hervorstechende oekonomische Macht der Juden
weicht langsam, aber sicher von selbst.

Eine antisemitische Bewegung koennte hoechstens wirtschaftlich
wertvollen Kraeften, die ohnedies abnehmen, Hindernisse bereiten,
Unzufriedenheit in den juedischen Kreisen saeen und den Geist der
Zwietracht verbreiten. Deutschland ist kein einheitlicher Staat,
aufgebaut auf Grundlagen _einer_ Religion, _einer_ Rasse, _einer_
Staatsform. Es ist (aehnlich Amerika) die glueckliche Synthese der
verschiedensten Bevoelkerungsschichten, die alle als deutsche
Staatsbuerger respektiert werden wollen. Glaubens- und Rassekaempfe
muessen verflossenen Zeiten angehoeren. Wie traurig ist es, dass noch
Millionen von Katholiken glauben, sich politisch vereinigen zu muessen,
um entweder in ihren Rechten nicht geschwaecht zu werden oder sich
groesseren Einfluss sichern zu koennen. Eine Vermischung von Religion
und Politik. Sehen wir die Welfenpartei! Eine Gruppe, die nach fuenfzig
Jahren noch immer die Geschichte umwaelzen, nochmals die staatlichen
Zustaende von 1866 herbeifuehren wollte. Die Negation als Grundlage
einer politischen Betaetigung!

Der grosse Krieg muss auch im Innern eine Reform bedingen. Er muss uns
soweit einander naeher gebracht haben, dass wir die volle politische und
buergerliche _Gleichberechtigung_, die Freiheit des Individuums
fuerderhin nicht mehr einzelnen Klassen und Gemeinschaften rauben
wollen. Neben den Sozialdemokraten sind es die Juden, die vornehmlich
als treue Staatsbuerger angesehen zu werden verlangen und hoffentlich es
auch erreichen. Mag besonders die Ostmarkenpolitik, die antisemitisch
bis in die Knochen, durch die mehr oder minder gewaltsame
wirtschaftliche Vertreibung der juedischen Handwerker und Kaufleute in
den Staedten Posens und der oestlichen Provinzen den polnischen
Mittelstand aufbluehen liess, ein deutliches Warnungszeichen dafuer
sein, wie schaedlich letzten Endes jede Hetzpolitik ist.








                      * Das Problem der Ostjuden.*


Es mag leicht sein, dass ein Friedensschluss dem Deutschen Reich neue
polnische Gebiete bringt. Kein Element wird dann so leicht fuer das
Deutschtum sprachlich und staatsbuergerlich zu gewinnen sein, wie das
juedische, das sich durch sechs bis sieben Jahrhunderte, seit es aus den
Rheinlanden vertrieben wurde, die deutsche Mundart -- wenn auch in
eigener Entwickelung -- bewahrte. Viele der deutschen Soldaten dachten
sich garnichts dabei, als sie in allen Staedten Russlands eine (wenn
auch nicht ganz korrekt) deutsch sprechende Bevoelkerungsschicht
antrafen. Einzelne aber waren darueber doch erstaunt. Sie waren auch
ueberrascht, eine ueberaus aermliche, im Wust der Umgebung verschmutzte,
aber fuer alle Entwicklung empfaengliche Masse anzutreffen, die sich
gerne den deutschen Massnahmen fuegte.

Das Urteil ueber die polnischen Juden ist bei den Deutschen nicht immer
sympathisch. Jedes fremde Volk hat Schwaechen, die dem Fremden
auffallen, und die leicht zu einer vollkommenen Verurteilung fuehren.
Bei den russischen Juden wird zu wenig daran gedacht, dass die russische
Regierung sie gewaltsam in modernen Ghetti zusammenpfercht. Sie duerfen
nur im Ansiedlungsrayon wohnen, und hier wiederum nur in den Staedten.
Vor dreissig Jahren hat man sie so zusammengetrieben ohne Ruecksicht
darauf, ob die vorhandenen Wohnungs- und Lebensmoeglichkeiten genuegten.
Man hat sie zwangsweise in schmutzige Loecher gestossen. Die vielen
hundert Verbote, die den russischen Juden treffen, rauben ihm die Lust
und das Recht, sich Haeuser zu bauen, das Heim auszugestalten. Russland
will den Juden vertreiben, und so ist er denn auch immer auf dem Sprung,
wegzugehen. Millionen Juden sind bereits nach Amerika, England,
Suedafrika, Frankreich usw. ausgewandert.

Der russische Jude gilt wegen seiner Sprache (Juedisch-Deutsch oder
"Jargon") als Deutschfreund. Waehrend sich vielfach Polen und Ruthenen
in Oesterreichisch-Galizien bei der russischen Okkupation recht
eigentuemlich benommen haben, waehrend in diesen Laendern, besonders
aber in Russisch-Polen, die Landbevoelkerung in reichlichstem Masse zum
Franktireurkrieg und zu Spionage neigte, verhielten sich die Juden
ueberaus loyal. Es ist unwahr, dass sie fuer Deutschland
Kundschafterdienste leisteten; sie haben sich aber naturgemaess auch den
Russen gegenueber durchaus korrekt benommen. Dabei wurden die Juden am
schwersten durch _beide_ Parteien geschaedigt. Die Russen haben aus Hass
juedische Staedte, z. B. Szawle, angezuendet, und die Deutschen
verbrannten u. a. Tauroggen als Gegenmassregel gegen russische Greuel in
Ostpreussen. Tauroggen war aber vor allem eine juedische Stadt. Kalisch,
eine echte Judenstadt, wurde gruendlichst zerstoert, weil als Zivilisten
verkleidete Soldaten aus Buergerhaeusern schossen. Dadurch wurden
Tausende von Juden obdachlos. Viele Staedte wurden durch Bombardements
zerstoert, wie Lowicz, Sochaczew etc. Von Seiten der Deutschen mussten
vielfach Ausweisungen juedischer Buerger erfolgen, da man natuerlich
keinem der feindlichen Staatsangehoerigen trauen konnte; die
Massenausweisungen der Juden aus Polen, Russland, Kowno etc.
uebertreffen ums Dreifache die Zahl der seinerzeit aus Spanien
vertriebenen Juden. Bereits wandern heimatlos eine und eine halbe
Million im Innern Russlands, und auch in Oesterreich sind es
Hunderttausende, deren Heim zerstoert ist. --

Der deutschsprechende Jude wird, wie oben bemerkt, als Deutschenfreund
angesehen. So wie die Verhaeltnisse vor dem Kriege lagen, haette es den
russischen Juden nichts eingetragen, sich an die Freundschaft
Deutschlands zu wenden. Nicht einmal seine eigenen Juden schuetzte
Deutschland vor Russland. Das Zarenreich erlaubte nur ganz ausnahmsweise
den Deutschen juedischen Glaubens den Eintritt in sein Land. Und
Deutschlands Politiker haben gegen diese monstroese Beschraenkung
niemals remonstriert. Sie liessen die oeffentliche Beschimpfung ihrer
Juden zu, ohne durch irgendeine Gegenwehr, Gegenmassregel oder nur
ernstliche Vorstellung ihre Staatsbuerger vor schimpflicher Behandlung
zu schuetzen. Und die deutsch sprechenden sieben Millionen Juden
Russlands? Sie gelten zwar als Freunde Deutschlands, _nur dass
Deutschland nicht ihr Freund ist_!

Deutschland hat zu Beginn des Krieges durch seine Generale erklaeren
lassen, dass es den Polen volle Gerechtigkeit widerfahren lassen wolle.
Die Juden, deren Zahl in den Grenzlaendern bedeutend ist, wurden nicht
sonderlich erwaehnt.

Es ist anzunehmen, dass sich Deutschland nach dem Kriege allen seinen
Juden gegenueber liberal verhalten wird.

Aber es ist doch sehr die Frage, wenn sich keine gewaltigen
Grenzverschiebungen ergeben, ob die Judenfrage Russlands einer Loesung
naehergebracht wird. Schon vor dem Krieg hat die russische Regierung die
Bedrueckung der Juden systematisch inauguriert, die Pogrome des Jahres
1905 waren bestellte Arbeit. Russland bekennt sich zu dem Lehrsatz eines
seiner Minister: "Ein Drittel der Juden wird vertrieben, ein Drittel
muss verhungern und ein Drittel ist zu toeten." (Siehe Errera "Die
Judenfrage".)

Die Judenfrage Russlands interessiert Deutschland aus vielen Gruenden.
Die sieben Millionen, die deutsch verstehen und sprechen, bildeten ein
wertvolles wirtschaftliches Element, das gerne mit Deutschland
Handelsbeziehungen unterhielt. Diese sieben Millionen sind die
staerksten Gegner jedes Krieges mit Deutschland, das sie verehren. Wegen
ihrer deutschen Sprache und ihrer deutschen Sympathien sind sie in
grausamster Weise von Russland bestraft worden. -- Deutschland hat den
Polen zu verstehen gegeben, dass es sich ihrer annehmen wird. Mit noch
groesserer Berechtigung aber koennen die _Juden_ erwarten, dass
Deutschland sie nicht vergisst, wenn die Frage der unterdrueckten
Nationen in den Friedensverhandlungen aufgeworfen wird.

Die Juden haben nie im politischen oder sprachlichen Kampfe mit den
Deutschen gelegen (wie die Polen), seit Jahrhunderten sind sie zu einem
Teile fest verwachsen mit der deutschen Erde. Die in Polen
zurueckgebliebenen Gemeinden sind bei der Teilung dieses Landes durch
Zufall zu Russland, Oesterreich oder Preussen gekommen. Die, welche
russische Staatsbuerger wurden, haben seit jener Zeit eine Geschichte
des Leides und der Verfolgung erlebt, die ans finsterste Mittelalter
erinnert. Leider wissen unsere deutschen Mitbuerger wohl von "Greueln in
Armenien", wie sie die Englaender aus politischen Gruenden
aufbauschten, -- die Regierungspolitik Russlands jedoch, das sich so
lange als der beste Freund Deutschlands gebaerdete, wusste recht gut
ueber allen ihren Schandtaten dichte Schleier auszubreiten.

Die deutsch sprechenden Juden Russlands sind zum Teil Zionisten. Die
Tuerkei hat an ihren zionistischen Buergern in diesem Kriege eine gute
Unterstuetzung gefunden. Deutschland kann sehr wohl, im eigenen
Interesse wie in dem seines neuen Bundesgenossen, ein Entgegenkommen der
Tuerkei fuer eine juedische Besiedlung der veroedeten Landstriche
Palaestinas befuerworten.

Es kann keine Frage sein, dass sofort nach dem Friedensschluss eine
_Massenauswanderung_ der russischen Juden beginnen wird, welche die
gesamte Voelkerwanderung numerisch in den Schatten stellt. Diese Juden,
denen man das Letzte genommen hat, die ein volles Jahr lang gequaelt und
getrieben wurden, jeden Augenblick gewaertig, erschossen oder zum
mindesten nach Sibirien gefuehrt zu werden, warten nur auf die
Moeglichkeit, wieder frei zu atmen.


Soll Deutschland diese Emigration nicht zum eigenen Nutzen zu
beeinflussen suchen? Soll der Strom der Auswanderer nach Amerika
gehen?[23] Deutschland wuenscht eine moderne Entwicklung der Tuerkei.
Durch die Verluste, die der Krieg im eigenen Lande zeitigte, ist keine
Emigration der eigenen Massen bevorstehend. Im Gegenteil.

 [23] Eine wirkliche Masseneinwanderung oestlicher Juden in Deutschland
      wird schon aus oekonomischen Gruenden schwer durchfuehrbar sein.
      Dieselbe waere auch vom juedisch-nationalen Standpunkt nur eine
      Notstandsaktion, die uebrigens wegen der vielen Widerstaende, die
      nach jeder Hinsicht zu ueberwinden waeren, keineswegs einzutreten
      braucht.


Wenn die Erloesung der kleinen Voelker einen Rueckhalt an Deutschland
finden darf, dann kann es die gequaelte juedische Masse des Ostens nur
in zionistischem Sinne erloesen. Auf Russland kann Deutschland nicht
einwirken, wie es seine Untertanen regieren soll. Eine breite Oeffnung
der eigenen Grenzen liegt nicht im Wunsch der meisten eigenen
Staatsbuerger.


Will Deutschland das Buendnis mit der Tuerkei oekonomisch ausnuetzen,
will es sich dort eine Masse sichern, die aus sprachlichen Motiven wie
auch aus Dankbarkeit zu Deutschland neigt, dann wird es einer
grosszuegigen zionistischen Emigration die Wege ebnen, wird "dem Lande
ohne Volk das Volk ohne Land" geben.


Professor Otto _Warburg_ hat schon vor zehn Jahren darauf hingewiesen,
dass die Besiedelung Mesopotamiens von ausschlaggebender Bedeutung fuer
die wirtschaftliche Erschliessung und Entwicklung Vorderasiens ist.[24]

 [24] Wir koennten z. B. von daher unsere Baumwolle beziehen und so vom
      Auslande unabhaengig werden.

Deutsches Kapital hat die grossen Bahnbauten nach Bagdad ermoeglicht.
Wir sind alle daran interessiert, dass Deutschland daraus Nutzen zieht.
Hier kann nur eine geeignete Einwanderung helfen, denn die ortsanwesende
Bevoelkerungsmenge ist nicht ausreichend.

Da schon Massen arbeitsloser Juden in Polen den Behoerden zur Last
fallen, so waere es gut, wenn man sich, wie fuer die ostpreussischen
Fluechtlinge, so auch fuer das juedische Proletariat Galiziens und
Polens interessierte. Sobald sich die tuerkische Regierung entschliesst,
einwandernden juedischen Familien Land anzuweisen, wird auch von der
juedischen Seite das noetige Geld zur Ueberfuehrung und Ansaessigmachung
aufgebracht werden. Es ist nur noetig, dass sich _der neue Dreibund_
darueber klar ist, _was er mit dem namenlosen Judenelend machen will_,
wie er den vom Krieg entwurzelten Massen hilft, ohne dabei selbst
Menschen zu verlieren. Denn Menschen sind Geld, Maenner sind im
Kriegsfalle Gewehre. Nie hat man die Bedeutung der Ziffer so erfasst,
wie bei diesem Krieg.

Kommt aber den Juden vom neuen Dreibund keine Hilfe, dann wandern sie
bestimmt nach Amerika aus und gehen fuer die deutsche Sache verloren.
Mit ihnen aber ein grosses Nationalvermoegen, -- auch deshalb, weil ja
jeder Emigrant etwas Geld bei sich haben muss, was bei einer solchen
Voelkerwanderung allein schon Millionenwerte ausmacht.

Die Zukunft von Deutschlands kolonisatorischer Taetigkeit liegt im
Orient, in der Tuerkei. Wie kaum je wieder bietet sich eine Gelegenheit,
die Kolonisation zu foerdern. Kenner des Orients, wie Rohrbach, Auhagen,
Paquet[25] u. a., sind gerade in letzter Zeit fuer diese Orientierung
der deutschen Politik eingetreten. Schon frueher plante uebrigens der
verstorbene Grossherzog von Baden, das Interesse der Maechte fuer eine
organisierte Kolonisation Palaestinas durch die Juden wachzurufen.

 [25] Ein soeben von Alfons _Paquet_ erschienener Artikel (in Heft 40
      Jahrg. 1915 des Maerz) "_Juden im Osten_" kommt zu denselben
      Resultaten. Paquet schreibt:

      "Das tuerkische Volk kuemmert sich wenig um den Glauben anderer.
      Es erkennt in den Juden die Orientalen, es weiss, dass jene, die
      aus dem Westen kommen, zugleich Europaeer sind, Traeger eines
      praktischen Koennens, das dem neuen tuerkischen Staatswesen Nutzen
      zu bringen vermag. Und das eigentliche Palaestina? Hat es nicht in
      den Jahren, die dem Versuch der Wiederbesiedelung gewidmet waren,
      bewiesen, dass es wirklich das Land ist, wo einmal der Wanderer
      sein Haupt hinlegen kann unter den Sternen die den Erzvaetern
      leuchteten, um auszuruhen und boese Spuren aus seinen Zuegen
      wischen?"

      Sie brauchen eines zuerst: eine Zukunft, ein gruenes Banner. In
      dem von Menschen erfuellten Europa werden sie das wichtigste fuer
      ihre Zukunft: -- den Boden -- nie erhalten, eher werden sie die
      Traeger irgend eines unbestimmten Unheils sein. In allen
      Erdteilen, ausser Vorderasien, fehlen die Moeglichkeiten einer
      Ansiedelung, die den Juden erlaubt, nach ihrer hoechst
      eigentuemlichen Art zu leben und von dem geistigen Gut, nach dem
      sie hungern, satt zu werden. Aber in dem einen kleinen Lande, das
      schon begonnen hat, zu einem neuen Dasein zu erwachen, ist Raum
      und Tragkraft genug, sie aufzunehmen. Josua und Kaleb sind von
      ihrer Kundschafterreise zurueckgekehrt mit schweren Trauben. Es
      kommt jetzt darauf an die Faehigkeiten des Volkes, die bisher auf
      die Wuestenreise verwendet wurden, zu wecken und neu zu
      gebrauchen. Schulen nach dem Vorbild der deutschen Volksschulen,
      vielleicht mit einer Hochschule an der Spitze, werden dazu helfen
      koennen. Einst werden dann diese Knaben die Mannschaft eines neuen
      morgenlaendischen Wesens bilden, gleichviel, ob sie Ingenieure
      oder Kaufleute, Handwerker, Ackerbauer oder Gelehrte werden,
      gleichviel sogar, wie viele von ihnen in Europa bleiben und wie
      viele wirklich im Morgenland wohnen. Sie koennen in einer neuen
      Heimat ein neues Volk sein -- nicht im Sinne jenes Nationalismus,
      der in Europa die Voelker zerreisst und schlaegt, sondern in dem
      innerlich freien, nach aussen duldsamen Sinne der
      morgenlaendischen Weisen. "Der tuerkische Baum muss sehr gruen
      werden und auswachsen." "Wer in seinem Schatten wohnen will, muss
      aber zuvor sein Gaertner sein." -- -- --

      So denkt ein bekannter Orientkenner ueber die Judenfrage und das
      Problem der Tuerkei.

Statt dessen hat man den franzosenfreundlichen Jesuiten, die neben
zahlreichen Schulen eine Universitaet in Beirut gruendeten, den
russischen und griechischen Missionen Raum gegeben und hat die
englischen Machinationen unter den Arabern geduldet.

Die neu-deutsche Judenpolitik darf des weiteren nicht in den Fehler
verfallen, das juedische Element im Osten den Polen auszuliefern. In
ganz Galizien hat man die Juden dem Terrorismus der Polen
ueberantwortet. Man denke sich, dass dort ca. 900000 Menschen ein
deutsches Idiom sprechen, eine Sprache, die der deutschen naehersteht
als die flaemische Mundart. Gleichwohl konnte man in Oesterreich nicht
erreichen, dass das "Jiddisch", wie es genannt wird, die Rechte einer
Sprache bekam. Obwohl es eine Unzahl von Zeitungen gibt, die taeglich in
diesem Dialekt geschrieben werden, und deren Blaetter u. a. in Lemberg,
Lodz, Krakau etc. erscheinen (Warschauer und New Yorker Blaetter in
Jiddisch haben Auflagen von ueber 100000 Exemplaren), war diese Sprache
"von Rechts wegen" verpoent! Der Kaufmann sollte seine Rechnungsbuecher
damit nicht fuehren duerfen, Eingaben an die Regierung waren
unstatthaft, waehrend unterdessen die jiddische schoene Literatur in
alle Sprachen uebersetzt wurde, und Theaterstuecke, ins Hochdeutsche
uebersetzt, Sensation in Berlin hervorriefen!

Auch heute hat die deutsche Regierung die Bedeutung dieses Jargons noch
nicht erfasst. Eine Volksschicht, die in polnischen Gebieten lebt,
greift aber, wenn sie ihre Muttersprache lassen muss, nicht zu dem
dieser nahverwandten Deutschen, sondern zum _Polnischen_. Es liegt kein
Grund vor, die Polen _kuenstlich_ zu staerken und ein Volkstum, das sich
sprachlich ans Deutsche anlehnt, seiner Nationalitaet zugunsten der
polnischen gewaltsam zu entkleiden.

Sollten groessere polnische Bezirke Deutschland und Oesterreich
angegliedert werden, so muss das _Recht der Minoritaet_ geschuetzt
werden. Das moderne Polentum hat sich noch nicht als massvoller und
zuverlaessiger Charakter erwiesen. Wo sie es nur konnten, haben die
Polen die Juden bedrueckt und ausgenutzt. Die galizischen Wahlen waren
wahre Schlachttage der Schlachta. In vielen Orten floss juedisches Blut,
weil die Juden keine Polen waehlen wollten. Noch schlimmer erging es den
Juden in Russisch-Polen, wo sie den _Polen und Russen_ gaenzlich
ausgeliefert waren.

Wenn die Franzosen und Italiener von "unerloesten Voelkern" sprechen,
dann haben sie kaum der armen Juden gedacht, und sicherlich nie eine
Hand geruehrt, um deren Los zu erleichtern.[26] Und sie haetten es doch
so bequem. Sie brauchten bloss ihren Bundesgenossen "darauf aufmerksam
zu machen". -- -- --

 [26] Die 2 1/3 Millionen Juden der Vereinigten Staaten sind deshalb
      durchweg deutschfreundlich. Alle Bestrebungen der
      Deutschamerikaner haben an ihnen eine rege Stuetze gefunden.
      Vergessen wir nicht, dass die Stimmung in Newyork, der groessten
      Stadt Amerikas, fuer das ganze Land bedeutsam ist, dass sich die
      dortigen 1,2 Millionen Juden konstant fuer die Deutschen
      verwandten, weil sie von ihnen eine Erloesung der russischen Juden
      erwarten. -- Eine offene Erklaerung der deutschen Regierung an die
      amerikanischen Juden wuerde eine namenlose Begeisterung erwecken
      und die Kabinette des Dreiverbandes in nicht geringe
      Unannehmlichkeiten wegen der Haltung Russlands versetzen. Es waere
      die beste Antwort gegenueber all den Enunziationen betreffs der
      unerloesten Voelker in Oesterreich und Deutschland. Ausserdem
      wuerde Deutschland dadurch erhebliche Geldmittel fuer seine
      kuenftigen Anleihen erwarten koennen.


Die Lage des juedischen Volkes in Galizien ist eine viel bessere als
jenseits der Grenze im Reiche des Friedenszaren. Aber was ihnen noch an
nationaler und politischer Freiheit fehlt, wollen wir ruhig und offen
darlegen. Umsomehr, als jede Einverleibung neue Hunderttausende uns
zufuehren muesste, die sich nicht wieder Zuruecksetzungen und Schikanen
ausgesetzt wissen wollen.

Die Bedrueckung an Ort und Stelle zwingt sonst zu einer ungeheuren
Auswanderung, die auch in Deutschland zu merken sein duerfte. Dagegen
gibt es nur ein Allheilmittel: _Lokale Rechte und Hilfe_; _ferner
Ableitung der ueberschuessigen Kraefte in den Orient_ durch starkes
Entgegenkommen der verbuendeten Regierungen. Das heutige System
entwurzelt nur die Elemente, die einigermassen fest an der Scholle, an
der Heimat haengen, und jagt sie ins Ungewisse.

Wenn die deutsche Regierung den oestlichen Juden nicht entgegenkommen
kann, wird auch die dadurch sicherlich eintretende Entvoelkerung die
wirtschaftliche Entwicklung dieser Laender bedeutend verzoegern.








                              * Schluss.*


Der Krieg hat Deutschland bewiesen, dass der juedische Einfluss, welcher
sein gut Teil an der finanziellen Erstarkung des Landes, an der
Entwicklung seines Handels und seiner Industrie beigetragen hat, nicht
umsonst war. Der vielverspottete Geist der Rothschild und Bleichroeder,
der schon 1870/71 eine Rolle gespielt hat, ist auch diesmal den Heeren
gefolgt und hat den Siegen den noetigen Rueckhalt gegeben. Boerse,
Konfektion, Chemie, Getreidehandel sind lauter Begriffe, mit denen der
Militarismus zu rechnen hat. Die deutsche Geldwirtschaft kann nicht nur
von gewissenlosen Boersenjobbern gegruendet sein; denn sie, ebenso wie
der deutsche Wollmarkt[27], wie das Sanitaetswesen, wie die Fabriken und
Aerzte -- alles zu hohem Prozentsatz "verjudete" Berufe -- haben die
Erwartungen nicht getaeuscht. Im Innern geht der Handel weiter und
erhaelt uns unsere wirtschaftliche Kraft, und gibt dem Heere das, was
die grosse alte Handelsnation England muehselig sich aus Amerika
zusammensuchen muss.

 [27] Spottet ueber die "Leder- und Stiefeljuden", aber es tat
      Deutschland gut, dass die unternehmenden Kaufleute, die sonst ins
      Ausland exportierten, fuer Millionen Vorraete liegen hatten, die
      nun Heereszwecken dienen konnten.

Voreingenommene Noergler werden auch nach dem Kriege zu den alten Waffen
des Neides greifen und die hetzerische Taktik des Antisemitismus wieder
aufleben lassen. Wenn aber die Zeitgeschichte etwas gelehrt hat, dann
wird hoffentlich nach dem Kriege der unselige Klassen-, Rassen- und
Religionshass in die Rumpelkammer der Geschichte verschwinden.

Wir koennen uns aber fuerwahr in Deutschland das Leben leichter machen,
brauchen uns nach aussen nicht mehr als ein anscheinend in sich
zerrissenes Staatsgefuege zu zeigen, auf dessen Zerfall andere Laender
lauern. Wir naehren damit nur falsche Hoffnungen und toerichte
Berechnungen. Deutschland ist gross genug, um allen seinen Bewohnern
Spielraum zu lassen, es ist stark genug, um als Synthese der Religionen
und der verschiedenen Volkschaften eine Eigenart zu zeigen. Neben dem
bajuwarischen Menschenschlag moechten wir den etwas differenzierten
Rheinlaender, den Maerker, aber auch den Ostpreussen nicht missen. Wer
weiss, ob zum Polen und Elsaesser nicht auch noch ein flaemischer
Einschlag kommt. Der Staat kann keine Helotenklasse unter den Buergern,
die er freiwillig einverleibte, errichten. Der deutsche Jude ist nicht
erst gegen den Willen der Einheimischen "neu zugezogen".

Seit mehr als einem Jahrtausend vielmehr weilt der Jude im Lande und hat
sich stets allen Gesetzen des Staates willig und gern gefuegt. Seine
Religion ist seit drei Jahrtausenden so von fortschrittlichen, sozialen
und hygienischen Massregeln durchsetzt, dass sie heute noch Bewunderung
erregen muss. Die Sabbatruhe, das juedische Familienleben, die
Fleischbeschau, die allgemeine Schulpflicht, die sich bei allen Juden,
auch wo der Staat diesbezueglich versagte, laengst findet, sind
Emanationen einer Kultur, die nur der Boeswillige uebersehen und gering
achten kann.

Der Starke hat Achtung vor der Eigenart des Naechsten und bedarf keiner
Machtmittel, um dessen Lebensnerv aus Angst fuer sein eigenes Ich zu
unterbinden. Wir haben in diesem Krieg die Unkultur Russlands und des
Slawentums bekaempft, wir haben gesehen, zu welch verwerflichen
Massregeln die brutale Gewalt des neidischen England draengte. Mag sich
Frankreich wie wahnsinnig (und dabei gleichzeitig als Hueterin des
Fortschritts) gebaerden, Deutschland wird und muss nur noch gelaeuterter
als ein wahrer Hort der Freiheit seiner Buerger und der neutralen
Staaten und Voelker aus dem Kriege hervorgehen.


Von den ueber 14 Millionen Juden hoffen und harren die Meisten auf den
Sieg der deutschen Waffen. Die Sympathien der amerikanischen Israeliten
stehen auf seiten der Zentralmaechte. Nicht umsonst und nicht zufaellig
ist es gerade die Tuerkei, die von jeher am meisten die Juden toleriert
hat und die nie antisemitische Pogrome inszenierte, welche sich an die
Seite Deutschlands gestellt hat. Moege die alte Sage des Talmud, die
Lessing populaer gemacht hat, nicht nur in den Tagen der Greuel und des
Voelkermordens bei uns eine wahre Staette der Verehrung finden: die
Geschichte von den drei Ringen.

Der muhammedanische, der christliche und der juedische Glaube sind
Formen der Kultur der Menschheit, die so viel der Welt gegeben, die sich
so lange bewaehrt haben, dass es verbrecherisch waere, Menschenglueck
und -hoffen um einer vergeblichen, nutzlosen Intoleranz willen zu
gefaehrden.


In dem Machtbereich der eigenen und der verbuendeten Laender wird dann
die deutsche Politik bedeuten: Friede auf Erden.








                    *Anmerkungen zur Transkription*


Liste der im e-Text korrigierten Druckfehler:

  - *S. 21, Z. 5*: (die deutsche _z, B._ vertreten durch Mauthner) -->
    z. B.
  - *S. 28, letzte Zeile der  Fussnote*: _Sehwanenfeld_ --> Schwanenfeld
  - *S. 30, Z. 18*: Untervereinen bis 33% der _Manschaften_ -->
    Mannschaften
  - *S. 32, Z. 13*: Der Jude Ludwig Frank _vielleichst_ der faehigste
    Kopf --> vielleicht
  - *S. 35, Fussnote*: fehlende schliessende Anfuehrungszeichen,
    wahrscheinlich am Ende von ins Leben zu rufen. (andernfalls am Ende
    des letzten Satzes in der Geschichte des Wirtschaftskrieges.)
  - *S. 32, Z. 5 der Fussnote*: fuer die Freiheit _zn_ kaempfen --> zu
  - *S. 46, vorletzte Zeile*: _Ein_ antisemitische Bewegung --> Eine
  - *S. 47, Z. 3 v. u.*: ein deutliches _Wahrnungszeichen_ -->
    Warnungszeichen
  - *S. 49, Z. 11-12*: besonders aber in _Russich-Polen_ -->
    Russisch-Polen
  - *S. 54, Z. 19 der Fussnote*: nach dem sie _lungern_ --> hungern
  - *S. 54, Z. 27 der Fussnote*: _morgenlandischen_ -->
    morgenlaendischen

Im Weiteren wurden fehlende Punkte am Satzende hinzugefuegt:

  - *S. 34, letzte Zeile des Textes*: und anderer Dinge zu gedenken.
  - *S. 36, letzte Zeile des Textes*: die Entfremdung der Laender
    bemerkten.
  - *S. 54, Z. 4 der Fussnote*: um den Glauben anderer.

sowie fehlende Kommata:

  - *S. 28, vorletzte Zeile der Fussnote*: v. Renard,
  - *S. 59, Z. 27*: Sabbatruhe,

Fussnoten, auf die im Original mit *) verwiesen wurde, wurden im e-Text
durchnummeriert.




*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE JUDEN IM WELTKRIEGE ***




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interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by
the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any
provision of this agreement shall not void the remaining provisions.

*1.F.6.* INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the
trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone
providing copies of Project Gutenberg(tm) electronic works in accordance
with this agreement, and any volunteers associated with the production,
promotion and distribution of Project Gutenberg(tm) electronic works,
harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees,
that arise directly or indirectly from any of the following which you do
or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg(tm)
work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
Project Gutenberg(tm) work, and (c) any Defect you cause.


  *Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg(tm)*


Project Gutenberg(tm) is synonymous with the free distribution of
electronic works in formats readable by the widest variety of computers
including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists
because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
people in all walks of life.

Volunteers and financial support to provide volunteers with the
assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg(tm)'s
goals and ensuring that the Project Gutenberg(tm) collection will remain
freely available for generations to come. In 2001, the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation was created to provide a secure and
permanent future for Project Gutenberg(tm) and future generations. To
learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and
how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 and the
Foundation web page at http://www.pglaf.org .


  *Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive
                              Foundation*


The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state
of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue
Service. The Foundation's EIN or federal tax identification number is
64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at
http://www.gutenberg.org/fundraising/pglaf . Contributions to the
Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the
full extent permitted by U.S.  federal laws and your state's laws.

The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr.
S. Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
throughout numerous locations. Its business office is located at 809
North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact
information can be found at the Foundation's web site and official page
at http://www.pglaf.org

For additional contact information:

    Dr. Gregory B. Newby
    Chief Executive and Director
    gbnewby@pglaf.org


    *Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg
                      Literary Archive Foundation*


Project Gutenberg(tm) depends upon and cannot survive without wide
spread public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment. Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating
charities and charitable donations in all 50 states of the United
States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
with these requirements. We do not solicit donations in locations where
we have not received written confirmation of compliance. To SEND
DONATIONS or determine the status of compliance for any particular state
visit http://www.gutenberg.org/fundraising/donate

While we cannot and do not solicit contributions from states where we
have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
against accepting unsolicited donations from donors in such states who
approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot make any
statements concerning tax treatment of donations received from outside
the United States. U.S. laws alone swamp our small staff.

Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
methods and addresses. Donations are accepted in a number of other ways
including checks, online payments and credit card donations. To donate,
please visit: http://www.gutenberg.org/fundraising/donate


 *Section 5. General Information About Project Gutenberg(tm) electronic
                                works.*


Professor Michael S. Hart is the originator of the Project Gutenberg(tm)
concept of a library of electronic works that could be freely shared
with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project
Gutenberg(tm) eBooks with only a loose network of volunteer support.

Project Gutenberg(tm) eBooks are often created from several printed
editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S. unless
a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily keep eBooks
in compliance with any particular paper edition.

Each eBook is in a subdirectory of the same number as the eBook's eBook
number, often in several formats including plain vanilla ASCII,
compressed (zipped), HTML and others.

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